Was hat Sie ausgerechnet zur Kinderheilkunde sowie anschließend zur Kinderkardiologie verschlagen? Ein Kind als Patient löst doch nur komplett andere Emotionen aus…
Mit meinem Medizinstudium habe ich 1949 an der Fakultät für Medizin in Olomouc – an einer Hochschule voller hervorragender Dozenten und Professoren – begonnen. Diese mussten jedoch in meinem zweiten Studienjahr die Hochschule leider verlassen und an die neu entstehende Medizinische Militärakademie nach Hradec Králové gehen. Dies war der Grund, warum ich zusammen mit Freunden beschlossen habe, Olomouc zu verlassen und an die neu errichtete Fakultät für Kindermedizin nach Prag zu gehen.
Viele Ihrer Kollegen haben in den sechziger Jahren das Land verlassen. Haben Sie es nie bereut, nicht auch diese Gelegenheit ergriffen und stattdessen den schwierigeren Weg gewählt zu haben?
Die Entscheidung, ob ich bleiben oder gehen soll, war nicht einfach. Es standen nicht nur berufliche Gründe im Vordergrund. Jemand musste sich auch um die älter werdenden Eltern kümmern. Ich habe es jedoch nie bereut, im wunderschönen Tschechien geblieben zu sein.
Sie habe viele Spitzenärzte ausgebildet. Was für Sie bei der Aufnahme eines neuen Kollegen ins Team am wichtigsten?
Ich habe jeden Kollegen sehr sorgfältig ausgewählt, es waren auch junge Kollegen darunter, die gerade ihre Promotion absolviert hatten. Am wichtigsten waren für mich ihre persönlichen Eigenschaften – aus welchen Familien sie stammten – sowie auf Empfehlung von Freunden.
Was betrachten Sie als den größten Durchbruch in der tschechischen Kardiologie?
Als Kinderherzspezialist betrachte ich es als großen Erfolg, dass sich die Behandlung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern zu den besten Behandlungsmethoden weltweit entwickelt hat.
Wie konnten Sie Ihre Kollegen motivieren, dass sie die gleiche Einstellung wie Sie zur Arbeit haben?
Ich weiß es nicht, aber es ist uns gelungen, worüber ich mich riesig freue. Bis heute ist es für mich eine große Freude, sie wiederzutreffen. Viele von ihnen sind auch weltweit in leitenden Positionen tätig.
Welche Rolle hat der Glauben in Ihrem Leben gespielt? Sind Sie gläubig?
Ich glaube an ehrliche Arbeit und an Freunde.
Mit was hatten Sie in Ihrer Karriere am meisten zu kämpfen?
Es gab eine ganze Reihe negativer Ereignisse, aber ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Am Ende ist immer alles gut ausgegangen.
Wie kommt ein Arzt mit dem Tod von Patienten zurecht? Wenn es sich um Kinder handelt, muss dies doch besonders schwer sein…
Das ist so nicht richtig, da der Tod immer eine sehr große Tragödie ist und wir alles dafür tun, damit so wenig wie möglich Kinder sterben.
Was hat Sie bei Ihrer Arbeit glücklich gemacht?
Ich weiß nicht, vielleicht der Punkt, dass es manchmal sehr schwierig war, sukzessive eine perfekte Behandlung für Kinder mit angeborenen Herzfehlern zu errichten.
Was macht Sie heute glücklich?
Vielleicht der Punkt, dass ich nicht an Depressionen leide und trotz meines sukzessive fortschreitenden Alters alles Schöne und Wunderbare um mich herum genieße.
Was ist Ihr Erfolgsmaßstab?
Ich habe niemals bei irgendjemandem den Erfolg gemessen.
Sie sind Autor vieler Fachveröffentlichungen und haben viele Auszeichnungen erhalten. Hatten Sie es jemals mit Rivalität oder Hass zu tun?
Ich denke ja, aber das hat mich nie belastet.
Können Sie sagen, wie viele kleine Patienten Sie operiert haben und erinnern Sie sich nach den vielen Jahren an den ein oder anderen von ihnen?
Ich habe sie nie gezählt, aber in den sechzig Jahren, wo ich als Herzspezialist tätig bin, waren es viele Tausende Patienten. Ich erinnere mich an keinen von ihnen.
Wie ist die heutige Ärztegeneration? Sehen Sie irgendwelche Unterschiede in Bezug auf die Einstellung zum Beruf? Sie persönlich haben den besten Vergleich…
Ich bin kein Mensch, der die heutige Ärztegeneration bewerten könnte. Ich denke, dass das Medizinstudium sowie die Arbeit eines Arztes bei uns sehr anspruchsvoll ist und große persönliche Opferbereitschaft verlangt.
Haben Sie all Ihre beruflichen Träume erfüllt und ist dem auch so bezüglich Ihrer persönlichen Träume?
Es gibt viele berufliche Träume, aber dies ist nicht mehr so zwanghaft wichtig wie früher. Trotzdem kann ich ihretwegen nicht in Ruhe schlafen. Persönlich bin ich maßlos glücklich – im Umfeld meiner ganzen Familie und Freunde.
Text Kateřina Černá Foto Karin Zadrick