🇨🇿 Tento článek si můžete přečíst i v češtině: Jedna Zwei Tři aneb návštěva v českoněmecké školce
„2005 suchte ich für meinen zweijährigen Sohn einen Kindergarten, damit ich ins Arbeitsleben zurückkehren konnte“, erzählt die Gründerin der KIDS Company Prag, Markéta Frank. „Meine beiden Kinder sind in Prag in einer deutsch-tschechischen Umgebung aufgewachsen und ich wollte, dass das auch weiterhin so bleibt. In Prag gab es zu dieser Zeit zwar viele tschechische und englische Kindergärten, auch einen deutschen Kindergarten, aber ich konnte keinen finden, der den Kindern tschechisch-deutscher Familien eine Erziehung in beiden Sprachen und Kulturen anbot. Also gründete ich einen tschechisch-deutschen Kindergarten, in dem wir anfangs sechs Kinder hatten – zwei davon waren unsere eigenen. Unsere Naivität und Begeisterung für das erste Grüppchen war enorm“, erinnert sich Markéta Frank mit einem Lächeln. Mit der Zeit wuchs die Zahl der Kinder und so kam in den ersten drei Jahren eine ziemlich große Klasse zusammen. Sie war in gemieteten Räumen des Sokol-Vinohrady in den Rieger-Gärten untergebracht, die nach und nach jedoch zu klein wurden.
„2008 lernte ich die Stiftung von Laer kennen, die in Deutschland zahlreiche Kindergärten mit unterschiedlichen Schwerpunkten betreibt. Unser Projekt gefiel ihr und die Entscheidung, uns zu unterstützen, war gefallen. Sie schickte uns für vier Jahre eine erfahrene pädagogische Leiterin aus Deutschland und half uns finanziell beim Umzug in eine schöne Villa im Stadtteil Vinohrady“, berichtet die Geschäftsführerin des Kindergartens und fügt hinzu, dass der Erfahrungsaustausch zwischen tschechischen und deutschen Lehrern und die gegenseitigen Hospitationen auch heute noch stattfinden.
„Wir haben derzeit 40 Kinder. Sie sind nach dem Alter in drei Klassen unterteilt. Wir nehmen bereits Kinder ab zwei Jahren auf, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können“, erklärt sie. Die Eltern sind für den Kindergarten wichtige Partner und „Experten“ für ihr Kind. Damit sich das Kind gut an den Kindergarten gewöhnen kann, wird es in den ersten beiden Wochen von den Eltern begleitet, wobei die Eltern die Eingewöhnungsphase gemeinsam mit den Erzieherinnen planen. Es ist wichtig, dass die Eltern sowohl die Erzieherinnen und Erzieher als auch das Programm des Kindergartens gut kennen lernen können und das Kind dann mit dem Gefühl hier lassen, gut aufgehoben zu sein.
Die Eltern werden regelmäßig per mobiler App des Kindergartens über dessen Programm informiert und können mit ihren Kindern auch an einer Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen teilnehmen und so einen Beitrag zum Programm der jeweiligen Klassen leisten. Die Vorschulkinder werden im Kindergarten im Rahmen eines speziellen Programms auf den Eintritt in tschechische, deutsche und internationale Schulen vorbereitet.
Ungefähr die Hälfte der Kinder, die die KIDS Company besuchen, stammen aus tschechisch-deutschen Familien, die sich unterschiedlich lange in Prag aufhalten. Die Eltern möchten, dass ihr Nachwuchs beide Sprachen lernt und mit Gleichaltrigen auch anderswo, als „nur“ in der Familie kommuniziert. In den tschechisch-deutschen Kindergarten kommen aber auch Kinder aus tschechischen Familien, die eine besondere Beziehung zu Deutschland haben. Der übrige Teil sind Kinder von etwa zehn verschiedenen Nationalitäten aus sprachlich gemischten Familien, die das multikulturelle Klima des Kindergartens zusätzlich bereichern.
Das zweisprachige Konzept
Die wichtigste Aufgabe des Kindergartens ist die zweisprachige Erziehung der Kinder. Diese erfolgt ganztägig nach der sog. Immersionsmethode, bei der tschechische und deutsche Erzieherinnen mit den Kindern nach dem Prinzip „eine Person – eine Sprache“ in ihrer Muttersprache kommunizieren. Die Kinder lernen die neue Sprache schnell und spielerisch von Erwachsenen und Freunden. „Natürlich ist die zweisprachige Erziehung nicht das Einzige, was wir tun, wir fördern die Kinder auch in allen anderen Bereichen. Besonders viel Wert legen wir auf Literatur und Musik und versuchen, bei unseren Projekten mit Meistern ihres Faches zusammenzuarbeiten. Bücher und Geschichten begleiten die Kinder das ganze Jahr über. Eine der beliebtesten Veranstaltungen des Kindergartens ist die Literaturwerkstatt, die wir jedes Jahr unter Leitung der Schriftstellerin Radka Denemarková veranstalten – und das schon seit mehr als vierzehn Jahren“, sagt Markéta Frank. „Radka widmet sich jedem Kind individuell und ersinnt und schreibt mit jedem seine eigene Geschichte. Im Anschluss an die Literaturwerkstatt finden dann für die Eltern Lesungen aus den Werken der kleinen Schriftstellerinnen und Schriftsteller statt. Radka präsentiert und kommentiert die gemeinsam geschriebenen Geschichten, was einfach staunenswert ist.“
Die zweisprachige Erziehung im Kindergarten wird wunderbar durch Musik ergänzt. Sie bereitet den Kindern nicht nur Freude und Spaß, sondern unterstützt auch hervorragend das Erlernen von Fremdsprachen. Das Musikprogramm im Kindergarten steht unter der Leitung der deutschen Musiklehrerin und Bratschistin Angelika Boué, die in zahlreichen Orchestern in der Tschechischen Republik, Deutschland und Österreich spielt. Von Zeit zu Zeit besuchen ihre Kollegen die Kinder, um ihnen die unterschiedlichsten Musikinstrumente vorzustellen. Kürzlich waren im Kindergarten Schlagzeug, Harfe, Oboe oder das Englischhorn zu hören. „Die Musik verbindet sich nahtlos mit den Sprachen. Ein Kind, das neu in unsere Schule kommt, lernt die Sprache viel schneller durch Gedichte und Lieder. Sie müssen die Fremdsprache noch nicht beherrschen, doch zu Hause singen sie schon, was sie bei uns gelernt haben. Die Musik harmoniert mit unserem zweisprachigen Konzept“, bemerkt Markéta Frank.
Interessant ist sicher auch, dass die Musik schon in der Vergangenheit in den Räumen der Villa erklang. Damals wurde sie von der Opernsängerin Božena Štursa-Durasová mit ihrem Mann, dem Bildhauer Jan Štursa, bewohnt. Die Geschichte des Hauses, das sich die Eheleute Štursa 1924 erbauen ließen, haben die Kinder im Rahmen eines zweijährigen Projekts erforscht. Sie erfuhren nicht nur etwas über das Leben des berühmten Künstlerpaares, sondern auch über die späteren jüdischen Bewohner, die in der Villa, die heute den Kindergarten beherbergt, in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg gelebt haben. An sie erinnern die Steine der Verschollenen, die der Kindergarten vor dem Eingang verlegen ließ.
Wie geht es weiter?
Vielleicht überraschenderweise digital. „Auf den ersten Blick mag das vielleicht ein bisschen beängstigend klingen, aber das ist es nicht“, erklärt Markéta Frank. „Wir haben diverse Vorschulen besucht, vor allem in Estland und Dänemark, wo wir uns davon überzeugen konnten, dass es nicht um die Frage geht, ob moderne Technologien in den Kindergarten gehören, sondern wie und in welchem Umfang wir sie nutzen können. Die Kinder kommen mit ihnen von klein auf tagtäglich in Berührung, warum also sollten wir sie nicht sinnvoll in der Bildung nutzen? Die Welt um uns herum verändert sich rasant und die Entwicklung von logischem Denken und digitalen Kompetenzen ist in den meisten europäischen Ländern bereits ein wichtiger Teil des Vorschullehrplans. Wir haben in unserem Kindergarten digitales Spielzeug, das die Kinder leicht programmieren und mit ihnen verschiedene Aufgaben erfüllen können. Große Begeisterung der Kinder erweckt beispielsweise das Spielen mit QR-Codes. Diese verbergen Geheimnisse, die von den Kindern selbst enthüllt werden können. Außerdem treffen sie laufend auf diese Codes, zum Beispiel beim Besuch des Zoos oder auf dem Flughafen. In den Indus-trieländern ist die digitale Bildung die vierte Säule des Bildungswesens, wobei es nicht darum geht, Holzspielzeug und Bücher durch moderne Technologie zu ersetzen, sondern sie als stimulierendes Werkzeug in der Bildung einzusetzen“, betont die Geschäftsführerin.
„Längerfristig möchten wir den Kindergarten um eine Grundschule erweitern, die auf dem Sprachkonzept des Kindergartens aufbauen würde und in der die Kinder in beiden Sprachen lernen und unterrichtet werden können“, so Markéta Frank.
Mehr über den Kindergarten KIDS Company finden Sie auf der Website: www.kidscompany-praha.cz
Dieser Artikel erschien in der vierten Ausgabe des Printmagazins N&N Czech-German Bookmag