Tschechisches Juwel aus Nový Jičín: Für Hüte von Tonak kommen die Deutschen nach Tschechien oft persönlich

Was bedeutete für Tonak das Jahr 2020? Was für Beschränkungen brachte es und was haben Sie wiederum gelernt?

Das vergangene Jahr begann mit vielen Plänen und einer Perspektive für die Markenentwicklung auf ausländischen Märkten, hauptsächlich in Deutschland. Diese Vision von eigenen Concept Stores im Ausland musste aber wegen der Coronavirus-Situation verschoben werden. Auch in der Tschechischen Republik entschieden wir uns dazu, zwei Geschäfte auf Dauer zu schließen. Mit meinen Kolleginnen und Kollegen lernten wir eindeutig flexibler mit der ausländischen Kundschaft zu kommunizieren. Die Situation im Jahr 2020 verlangte von uns, dass wir sehr flexibel auf die Veränderungen der Regierungsmaßnahmen reagieren.

Sie sind ein echter tschechischer „love brand“. Womit erobern Sie die Herzen vieler Generationen und wie gewinnen Sie ihr Interesse?

Tonak gewann das Herz vieler Kundinnen und Kunden mit seiner Geschichte und der Geschichte von langjährigen Angestellten, die hinter der Marke stehen. In dem Augenblick, als wir ihnen die Möglichkeit gaben, uns bei der Arbeit zuzusehen, begann man ein neues Kapitel von Tonak zu schreiben.

Auf unseren sozialen Netzwerken können sich die KundInnen nicht nur inspirieren, sondern auch durch Videos Einblick in die Produktion bekommen. Kaum jemand wusste wahrscheinlich, dass ein Hut 150 Herstellungsphasen durchlaufen muss; 80 davon sind manuell. Diese Erkenntnis ist für die Kundschaft immer der Wow-Moment, in dem ihr bewusst wird, wie viel Arbeit und Mühe sich hinter der Herstellung eines Hutes verbirgt, der dann mehreren Generationen Freude machen wird.

Könnte man sagen, dass Sie jungen Menschen in Tschechien beigebracht haben, wieder Hüte zu tragen?

Meines Erachtens ist Tonak in der Tschechischen Republik im Bereich der Modekopfbedeckungen ein Trendsetter und dank ihm kommt das Tragen von Hüten wieder in Mode.

Worauf legen Sie bei der Herstellung größten Wert?

Es sind die Erfahrungen unserer langjährigen Angestellten und ihre Handarbeit. Viele von ihnen arbeiten bei uns nach der Lehre 20 oder sogar 40 Jahre. Das Handwerk wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Außerdem sind uns auch eine abfallfreie Herstellung unserer Kopfbedeckungen und eine verantwortungsvolle Herangehensweise wichtig.

Wie sieht diese Einstellung in der Praxis aus?

In den letzten Jahren konzentrierten wir uns insbesondere darauf, dass die Herstellung effektiver wird und ihre Energieansprüche reduziert werden können. Außerdem beschäftigen wir uns mit Themen wie Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft. Damit wir diese Ziele erreichen können, arbeiten wir mit zahlreichen ausgewählten Institutionen sowie Hochschulen zusammen, z. B. mit der Technischen Universität in Liberec. Die handwerklichen Prozesse erreichen so ein ganz neues Niveau. Wir haben eine patentierte Rezeptur für ein ökologisches Düngemittel entwickelt, das wir aus tierischen Nebenprodukten herstellen. Die Herstellung des Düngemittels TopStim N13 aus der Division BIOFORCE garantiert, dass unsere Produktion absolut abfallfrei ist. Aktuell interessieren wir uns auch für neue Arten von Kopfbedeckungen aus nachhaltigen Materialien wie Leinen, Hanf oder Yakwolle.

Ihre Produkte werden in die ganze Welt exportiert. Wie sieht es z. B. bei unseren deutschen Nachbarn aus?

Der deutsche Markt gehört für uns eindeutig zu den wichtigsten Märkten in Europa. Für deutsche KundInnen bedeutet Tonak eine Qualitätsgarantie und langjährige freundschaftliche Geschäftsbeziehungen, die auch dadurch entstehen, dass sie zu uns aus Deutschland sehr oft persönlich kommen.

Wofür interessieren sich die Deutschen am meisten?

Sehr beliebt sind modische gestrickte Kopfbedeckungen – Mützen und Baskenmützen aus unserer zertifizierten Wolle aus Australien und Neuseeland. Deutsche HutmacherInnen und DesignerInnen mögen auch unsere Huthalbfabrikate, die sie für ihre Kollektionen selbst in die Endform bringen.

Welche berühmten Köpfe tragen Ihre Hüte?

Das Spektrum der interessanten Personen, welche die Hüte von Tonak tragen, ist wirklich breit. Was weltbekannte Namen betrifft, können wir den Schauspieler Orlando Bloom erwähnen, der sich persönlich einen Hut in unserem Flagship Store in Prag gekauft hat. Zu Tonak-Abnehmern gehört auch der berühmte britische Hutmacher Philip Treacy, der u. a. für das britische Königshaus arbeitet. Hüte und Fascinators, die von Tonak-Halbfabrikaten stammen, trägt also auch Kate, Duchess of Cambridge. Unser ganzes Business ist eigentlich auf langjährigen Beziehungen zu Kundinnen und Kunden aufgebaut.

Was erwartet Sie auch in dieser Hinsicht in naher Zukunft?

Es werden Veränderungen bei unseren tschechischen Kollektionen vorbereitet. Wir möchten uns mehr auf den Verkauf von sog. Bestsellern konzentrieren, d. h., dass neue Kollektionen nicht in so einem großen Umfang wie in den vorigen Jahren entstehen werden. Wir nehmen auch den Trend von online Einkäufen wahr, deshalb stellten wir in unserem E-Shop ein innovatives Instrument zum Anprobieren von Hüten vor.

Aktuell sind wir auch der Hauptlieferant von Kopfbedeckungen für das Personal und die VIP-Besucher des Nationalpavillons auf der Weltausstellung EXPO 2020 in Dubai. Das Verlegen der Ausstellung um ein Jahr war für uns keine Komplikation, weil über das Hutdesign schon vor der Coronakrise entschieden wurde. Aktuell sind die Hüte schon fertig und binnen einiger Tage übergeben wir sie den EXPO-Organisatoren.

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