Der Chef der Berliner Möbelmarke MBzwo Johann Ehlhardt: Bei uns ist der Hauptdesigner die Natur

Vom Großvater gegründet, gibt es seit 1973 im ostwestfälischen Verl die Möbelwerkstätten Buschsieweke, kurz: MB. Ziemlich genau 50 Jahre später verwirklichen in Berlin seine Enkeltochter Karina Buschsieweke und ihr Partner Johann Ehlhardt die Idee zum Familienunternehmen. Mit MBzwo heben sie die Handwerkstradition auf die nächste Stufe und bieten als Online-Shop maßgefertigtes Möbeldesign für höchste Ansprüche.

Das junge Berliner Designlabel MBzwo ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie aus kleinen Ideen etwas Großes entstehen kann. Karina Buschsieweke und ihr Co-Gründer Johann Ehlhardt wollten Anfangs nur Holzreste der heimischen Möbelproduktion zu iPad-Halterungen verarbeiten.

Sechs Jahre später entwirft und realisiert das Berliner Team vornehmlich maßgefertigte Massivholztische, bei denen dank des gebündelten Know-hows der Famillienmanufaktur kein Kundenwunsch unerfüllt bleibt. Wir haben mit Johann Ehlhardt über seine Faszination für modernes Möbeldesign und traditionelles Handwerk gesprochen.

Johann Ehlhardt.

Johann, wie hat sich dein Interesse für Möbeldesign entwickelt?

Im Grunde ist das eine klassische Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Als ich meine Lebenspartnerin Karina kennengelernt habe, kam ich unweigerlich mit dem traditionellen Tischlerhandwerk in Berührung. Ihr Großvater hat bereits in den frühen Siebzigern in Ostwestfalen die Möbelwerkstätten Buschsieweke gegründet, die bis heute in den Händen der Familie liegen. Seit fast fünfzig Jahren werden dort nun schon hochwertige Massivholzmöbel gefertigt.

Und was war der initiale Funke für MBzwo?

Ich war von Anfang an häufig auch selbst vor Ort in der Werkstatt in Verl. Wie dort aus einem einfachen Baumstamm derart anspruchsvolle Massivholzmöbel entstehen, hat mich jedesmal fasziniert. Schließlich hatten Karina und ich irgendwann die Idee zu MBzwo. Im Grunde möchten wir damit die Familientradition bewahren und gepaart mit einem digitalem Mindset in die nächste Generation überführen.

Die Entwürfe für die Designs kommen größtenteils von dir. Woher holst du dir deine Inspirationen?

Das zentrale Gestaltungselement ist bei uns tatsächlich erstmal das massive Holz mit seiner jeweils eigenen Färbung, Maserung, Astlegung und Kantenführung. Hier ist, wenn man so will, die Natur der Designer. Je nach Holzart und gewähltem Astanteil kann man allein darüber mit dem gleichen Tisch eine völlig unterschiedliche Wirkung erzielen. Deshalb bieten wir jeden Tisch auch in diversen Holzarten an. Für die Gestaltung der Beine und Gestelle nutze ich gerne Stahl oder auch Beton, um einen starken Kontrast zum Holz herzustellen. Die Linienführung ergibt sich dann oft ganz intuitiv und aus der Erfahrung heraus. Letztlich jedoch ist bei uns jeder Tisch immer auch ein Unikat, das der Kunde durch die gewünschten Maße und Konfigurierungen online mitgestaltet.

Das MBzwo-Team.

Kannst du dich noch an deinen ersten Entwurf erinnnern?

Absolut! Ich wollte einen Tisch mit einer kräftigen Ästhetik bauen, bei dem die Platte jedoch auf eine Art schwebend getragen wird. Schließlich habe ich mich für Beine aus Flachstahl entschieden, die einerseits auch eine starke Wirkung haben und trotzdem nicht zuviel Raum einnehmen. Der Prototyp steht immer noch bei uns im Event-Space. Ich freue mich ehrlich gesagt jedes mal, wenn ich ihn sehe. Es ist schon ein tolles Gefühl, so etwas scheinbar Einfaches wie einen Tisch zu entwerfen und zu bauen. Zsteel gehört bis heute zu den meistverkauften Modellen von MBzwo.

Wie lange dauert es, bis aus der Ideenskizee der neue Tisch als Prototyp entwickelt wird?

Wenn es gut läuft, dauert es sechs bis acht Wochen. Da haben wir als Familienunternehmen mit sehr flachen Hierarchien und effizienten Strukturen einen großen Vorteil. In der Entwicklungphase neuer Modelle bekomme ich dort auch die volle Unterstützung durch das Know-how der Tischler, die mir bei der Gestaltung direkt ihr Feedback geben, wie das Design in der Fertigung am besten umsetzbar ist oder auch nicht. Mit dieser Hands-on-Mentalität finden wir dann recht schnell zu einem guten Ergebnis.

Bei MBzwo findet man auch außergewöhnliche Modelle wie den Yakisugi aus tiefschwarz geköhlter Eiche. Wie bist du auf die Idee zu diesem besonderen Möbelstück gekommen?

Nachaltigkeit ist bei MBzwo ein wichtiges Thema. Und die japanische Methode, Holz durch Verkohlen zu konservieren, ist sehr ökologisch und auch ökononomisch. Das Holz wird dadurch sehr lange haltbar gemacht und bekommt vor allem auch eine sehr interessante Ästhetik. Die Idee zum Yakisugi lag damit sozusagen direkt auf der Hand.

Und zu guter Letzt: wie findet man nun den perfekten Ess- oder Arbeitstisch?

Das wichtigste ist ein optimal auf die Anforderung zugeschnittenes Maß. Raumgröße und Proportionen sind wichtig, aber auch die Maße der passenden Stühle, wieviele Personen am Tisch Platz finden sollen und vieles mehr. Weil es gar nicht so einfach ist, den perfekten Tisch zu finden, legen wir großen Wert auf eine ausführliche Beratung, entweder direkt im Showroom oder live per Video-Call, was aktuell aber auch vor allem für Kunden außerhalb Berlins besonders bequem ist.

So finden dann auch Kundinnen und Kunden aus Prag Ihren Tisch bei MBzwo?

Genau. Einfach einen Termin zum Video-Call machen und wir holen sie ganz einfach in unseren Showroom nach Berlin. Auf Wunsch senden wir natürlich auch hochwertige Holzmuster zu. Auswahl und Bestellung gehen dann ganz entspannt über unseren Online-Shop und wir kümmern uns dann anschließend um die Lieferung und den Aufbau des Tisches. Wir freuen uns aber auch jederzeit, wenn Besucherinnen und Besucher aus Prag in unseren Showroom nach Rummelsburg kommen. Hoffentlich bald wird es wieder möglich!

Das Gespräch führte Antje Jochmann

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