In Deutschland zählt das Münchener Auktionshaus Ketterer Kunst mit dem Spezialgebiet „Deutsche Kunst und wertvolle Bücher“ zu den bekanntesten seiner Art. Was 1954 mit der Eröffnung einer kleinen Galerie in Stuttgart begann, führte der heutige Inhaber und Auktionator Robert Ketterer 60 Jahre später zu einem der umsatzstärksten Kunstauktionshäuser weltweit.
Frau Dr. Simone Wiechers, die Leiterin der Repräsentanz Ketterer Kunst in Berlin, gibt uns einen kurzen Einblick in das Familienunternehmen.
MvK: Frau Wiechers, Robert Ketterer bezeichnete in einem früheren Gespräch die Strategie als Boutique-Auktionshaus. Was ist damit gemeint?
SW: Ketterer Kunst ist ein kleines, aber feines Auktionshaus. Die Inhaber, beide Auktionatoren, stehen mit ihren Namen für die Qualität ein und sind persönlich mit den Kunden im Kontakt. Als weltweiter Spezialist für deutsche Kunst haben wir u. a. mehrere Preisweltrekorde für die Werke deutscher Künstler, z. B. 3,5 Millionen Euro für ein Bild von Max Pechstein, erzielen können. Und 2018 sind wir erstmals auf Platz 16 der umsatzstärksten Kunstauktionshäuser weltweit vorgerückt, obwohl wir deutlich weniger Lose als andere Auktionshäuser im Angebot haben.
MvK: In den letzten Jahren ist die Anzahl der wohlhabenden Kunstsammler aus Tschechien, die auch bei den internationalen Kunstauktionen mitbieten, gestiegen. Sind in Ihrem Kundenkreis auch tschechische Sammler zu finden?
SW: Über die Jahre haben wir auch einen guten tschechischen Kundenstamm gebildet, und die tschechischen Sammler interessieren bei uns neben den internationalen Kunstwerken natürlich auch tschechische Künstler. In unseren Auktionen haben wir u. a. Kunst von Jiří Kolář, Milan Mölzer und George (Jiří) Kars versteigert.
MvK: Die erfolgreichsten Kunstauktionen in Prag finden gewöhnlich im Herbst des Jahres statt. Wann ist Ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt für die Einlieferung eines Kunstwerks
zur Auktion?
SW: Die nächste Auktion ist immer die wichtigste Auktion. Bei einer Einlieferung sucht man mit dem Anbieter den optimalen Verkaufsweg. Ob eine Online-Auktion oder eine Saal-Auktion das bessere Ergebnis liefert, entscheidet der Auktionator gemeinsam mit dem Kunden abhängig vom Kunstmarkt und der Qualität des eingelieferten Kunstwerks.
MvK: Wie biete ich aus Prag mit?
Telefonisch oder schriftlich mit einem vorab festgelegten Maximum. Parallel läuft unsere Auktion auch im Internet. Sie können die Bilder live auf dem Bildschirm sehen und mitbieten.
MvK: Die Zukunft ist digital. Werden Saal-Auktionen überflüssig?
SW: Grundsätzlich kann man jedes Kunstwerk virtuell anbieten. Ausschlusskriterien gelten nur für die Saal-Auktionen. Die Top-Lose werden im Saal angeboten. Die Zukunft des Marktes liegt aber bei den Online-Versteigerungen. Insbesondere für die jüngeren Sammler ist der Onlinekauf bei einer Kunstauktion Normalität. Kreative Ansätze und Innovationen zeichnen Ketterer Kunst aus. Als erstes Kunst-Auktionshaus haben wir im Februar 2017 unter www.ketterer-internet-auktion.de alle Werke ungeachtet ihrer Qualität oder der Reputation des Künstlers mit einem Startpreis von nur 1 Euro aufgerufen. Die Ergebnisse haben bewiesen: Gute Kunst lässt sich auch im Netz zu hohen Preisen verkaufen. Bis zum jeweils 15. eines Monats können Sie mitbieten.
MvK: Und nicht zuletzt: Wann finden die nächsten Kunstauktionen bei Ihnen statt?
SW: Die große Frühjahrauktion findet am 7. und 8. Juni 2019 statt. Die wichtigsten Kunstwerke sind u.a. auch in der Berliner Repräsentanz Berlin vorab zu sehen. Außerdem können sich Interessierte „ihr“ Kunstwerk in die jeweilige Repräsentanz bestellen, um es live zu sehen.
Und zwei bis drei Mal im Jahr organisieren wir außerhalb der Auktionen, in der Repräsentanz Ketterer Kunst in Berlin, Sonderausstellungen. Die nächste Eröffnung – von „Horst Kuhnert – Zum 80. Geburtstag“ – ist am 21. Juni 2019 um 19 Uhr. Ich lade Ihre Leser herzlich ein.
MvK:Frau Dr. Wiechers, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Text Marcel von Kayser