Foto: Miriam Pružincová.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schwimmt ein schwarzer Schwan an, der unser Leben auf den Kopf stellt. Der Grundgedanke, welcher die schwer vorhersagbare „Theorie des schwarzen Schwans“ prägt, widerspiegelt sich auch in den aktuellen Werken der Studierenden aus dem Fotografie-Atelier an UMPRUM, die direkt auf das gegenwärtige Geschehen sowie den Raum der Prager Galerie reagieren.
Viele unerwartete Ereignisse
Die kommende Generation von Fotografinnen und Fotografen stellt hier ihre Werke vom 12. April bis zum 20. Mai 2021 aus. „Bei der Erstellung des Ausstellungskonzepts fanden wir die Korrelation zwischen dem faszinierenden Raum der Galerie und dem Thema des schwarzen Schwans sehr interessant. Diese Theorie über unvorhersehbare Ereignisse ist jetzt aktueller als je zuvor. Die Gesellschaft geht jetzt in eine ganz andere Richtung, womit sich bisher niemand abgefunden hat. Deshalb erschien es uns als passend, bei der Ausstellung mit dieser Thematik zu arbeiten“, sagt einer von den Leitern des Fotografie-Ateliers II an UMPRUM und der Kurator der Ausstellung Václav Jirásek.

Foto: Samuel Petráš.
Außer einigen Exponaten, die schon in Berlin zu sehen waren, gibt es auch ganz neue Werke. Es handelt sich somit um eine erweiterte Version der Ausstellung, die im Herbst stattgefunden hat.
Was kann man vom schwarzen Schwan erwarten
Der libanesisch-amerikanische Wissenschaftler Nassim Nicholas Taleb beschrieb die Theorie des schwarzen Schwans als eine Metapher für ein wichtiges und unerwartetes Ereignis, welches das Leben von Menschen verändert. Es weicht von dem Gewöhnlichen ab und ist nicht voraussagbar. Eine Erklärung für seine Entstehung kann man erst im Nachhinein finden. Dazu gehören nicht nur Finanzkrisen, sondern auch wissenschaftliche Entdeckungen oder der Aufschwung des Internets.
Eben das Internet und die digitale Realität sind eines der Themen, mit dem sich die Studierenden befassen wollten. Yuri Ladutko verwischt z. B. in seinem Werk Landscape 2021 die Grenze zwischen der realen Welt und der Datenwelt. Mithilfe von digitalen Technologien schuf er eine Landschaft, die auf den ersten Blick real aussieht, in Wirklichkeit handelt es sich jedoch um ein synthetisch erstelltes Bild.

Foto: Iurii Ladutko.
Schnick, Schnack, Schnuck, Schwan
Das Internet ist bei weitem nicht der einzige schwarze Schwan, der uns in den letzten Jahrzehnten überrascht hat. Weitere Werke reagieren z. B. auf den türkischen Völkermord an den Armeniern und ihre Unterdrückung, die Corona-Pandemie sowie andere gesellschaftliche und auch persönliche Wenden. Barbora Žentelová arbeitet mit der Logik vom schwarzen Schwan als Einheit. Sie deutet an, dass das, was wir nicht wissen, viel wichtiger als das ist, was wir wissen. In ihrer schwarzweißen Fotografie Vítěz (2021) – auf Deutsch Sieger – arbeitet sie mit einer Metapher des beliebten Kinderspiels Schnick, Schnack, Schnuck.

Foto: Barbora Žentelová.
Kommentierte Besichtigungen
Die Ausstellung bietet auch einen individuellen Blick auf das Thema vom schwarzen Schwan und gleichzeitig stellt sie die Werke der kommenden Generation von Fotografinnen und Fotografen vor. In der Galerie Černá labuť wird sie in Übereinstimmung mit den Regierungsmaßnahmen online stattfinden. Falls Sie Interesse an einer kommentierten Besichtigung haben, kontaktieren Sie bitte die Kuratorin Kateřina Sýsová oder die Leiterin des Ateliers Štěpánka Stein. Die Vernissage findet am 12. April online auf der Facebook-Seite des Ateliers statt.
Studierende, die ihre Werke ausstellen: Jakub Delibalta, Alžběta Chrudimská, Ondřej Kubeš, Iurii Ladutko, Samuel Petráš, Miriam Pružincová, Matěj Racek, Markéta Slaná, Kateřina Sýsová, Viktorie Macánová, Agnes Willow, Adéla Zlámalová, Barbora Žentelová

Den Artikel schrieben Kateřina Sýsová, die Kuratorin der Ausstellung, und Tereza Vacková.