Wie riecht der Sommer? Therapien für Patienten mit langfristigem Verlust von Geschmack und Geruch

Nach einer Coronavirus-Erkrankung haben laut der Studie von Marion Renaud von Universitätsklinik Straßburg bis zu 50 Prozent der von Covid geheilten Personen immer noch Probleme mit Geruchsverlust (Anosmie) und Geschmacksverlust (Ageusie). Ein Stück Schokolade fühlt sich in ihrem Mund plötzlich wie ein Stück Pappe an, sie können nicht unterscheiden, was in einem Pilzragout Zwiebel und was Pilz ist. Der Geruch von Braten? Fehlanzeige. Wie der Sommer riecht ist nur noch eine Erinnerung an eine vergangene Zeit.

Warum der Sars-CoV-2-Erreger jedoch dazu führt, dass Patienten noch Monate nach ihrer Erkrankung ihren Geruchs- und Geschmacksinn nicht zurückerlangt haben, ist noch unklar. Deshalb kann die Schulmedizin mit einer Weiterbehandlung nach einer bestimmten Zeit nicht zurechtkommen und setzt oft nur auf die Zeit, die bekanntlich viele Wunden heilt. Was kann man dagegen tun?

Das Team von Kathrin Ohla vom Forschungsinstitut Jülich hat bei 40.000 Menschen im deutschsprachigen Raum den Verlust des Geruchssinns erforscht. 20 Minuten dauert es, deren umfangreichen Fragebogen auszufüllen; Ergebnisse liefern dann wichtige Daten für die weitere Forschung. Auf die Frage, wie lange die Verschlechterung des Geruchssinns dauert, antwortete die Forschungsleiterin Ohla: “Wir sehen, dass die Teilnehmer im Durchschnitt einen Monat lang krank sind. Das ist eine lange Zeit, und wenn wir uns die Berichte einzelner Patienten ansehen, sehen wir viele Fälle, die sogar noch nach drei Monaten einen Geruchsverlust beklagen. Diese Krankheit ist wirklich langwierig. Die Wahrscheinlichkeit aber, dass der Geruchs- und Geschmackssinn im Laufe der Zeit zurückkehrt, ist jedoch größer als die Wahrscheinlichkeit, dass die Sinne dauerhaft beeinträchtigt bleiben. Allerdings fehlen uns die Daten, um dies in Prozent auszudrücken, da es noch keine Langzeitstudien gibt. Deshalb können wir den Betroffenen nichts garantieren, sondern nur auf die Erfahrungen mit anderen Viruserkrankungen zurückgreifen.“

Dr.med. Uwe Friedrich, leitender Arzt an der homöopathischen Hahnemann Praxisklinik Baltrum benutzt zur Heilung seiner Anosmiepatienten ein Mittel, das schon in vielen anderen Fällen bei Langzeitfolgen von Atemwegsinfektionen geholfen hat – Influenzinum C200. In der Zeitschrift Natur&Heilen apelliert er bei jedem Patienten eine individuelle Verordnung durchzuführen, für jeden muss ein Mittel gefunden werden, das seinen individuellen Symptomausprägungen entspricht. Er initiierte eine Umfrage unter niedergelassenen Homöopathen, die insgesamt über 101 Fälle von Long Covid Patienten berichten könnten. Mit der Erkentnis, je länger das Krankheitsbild dauerte, desto weniger gut waren die Behandlunsergebnisse; die Heilung ist desto schwieriger, weil die Krankheit sich tiefer in den Organismus eingebrannt hat. Nichtsdestotrotz ist die durchschnittliche Genesungsrate aller behandelten Fälle von 96 % äußerst ermutigend. 

Auch Forscher der University of East Anglia im Vereinigten Königreich haben sich in ihrer jüngsten Studie mit dieser Frage befasst und sind zu dem Schluss gekommen, dass nicht Medikamente, sondern ein intensives Riechtraining Patienten mit Post-Covid Syndrom am besten hilft. Die Studie empfiehlt, das Training mit ätherischen Ölen aus Nelke, Rose, Zitrone und Eukalyptus zu beginnen. 

Verlust des Geruchssinns ist eines der sehr spezifischen Symptome, bei denen ayurvedische Ärzte konsultiert werden können. Seit Tausenden von Jahren hat sich Ayurveda auf eine nasale Reinigungsbehandlung spezialisiert, die Nasya genannt wird; die Nase ist laut Ayurveda eines unserer wichtigsten Organe – sie hat einen direkten Zugang zum Gehirn. Nasya reinigt und öffnet die Kanäle im Kopf und verbessert die Sauerstoffversorgung. Es hat eine direkte und wirksame Wirkung auf die Gehirnfunktion und die damit verbundene Fähigkeit zu riechen.

Patrick Süskind entwickelt in seinem Roman Das Parfüm die gesamte Handlungsstruktur um die zwischenmenschliche Bedeutung von Düften. Es geht nicht nur darum, dass man Lebensmittel, Natur und Parfüm nicht riechen kann, sondern um die Unfähigkeit, einen anderen Menschen vollständig wahrzunehmen, was die gegenseitige Kommunikation erheblich beeinträchtigen kann. Der Spruch Ich kann dich nicht gut riechen hat für viele Menschen in den letzten Monaten eine ganz neue Dimension bekommen.

In Deutschland und Österreich gibt es hervorragende Einrichtungen, die sich auf das Post-Covid Syndrom spezialisiert haben. Wir haben die bekanntesten ayurvedischen und klassischen “healing” Hotels und Resorts gefragt, welche Behandlungen sie derzeit für Long Covid Patienten anbieten, insbesondere für solche, die unter Geruchsverlust leiden.

1. Ayurveda Parkschlösschen, Traben-Trarbach, Deutschland

Ayurveda-Mediziner Dr. med. Gerd Bigus:

„Heilung oder Linderung der Beschwerden kann so pauschal nicht gesagt werden, es hängt von der Schwere der Erkrankung und Belastung ab. Zudem ist der Virus zu neu, um genaue Daten diesbezüglich zu haben. Ich würde dennoch immer Homöopathie und Ayurveda im klassischen Sinne empfehlen, um zu behandeln. Wir sind überzeugt, dass die Panchakarma Kur die beste Therapie ist, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Aus eigener Erfahrung kann ich guten Gewissens sagen, dass es eine sehr wirksame Therapie ist, mit deren Hilfe es gelingt, durch Entlastung von Geweben und Organen und durch Reaktivierung köpereigener Funktionen, das Immunsystem, den einzig wirksamen Schutz und die einzig wirksame Therapie gegen virale Erkrankungen, zu stärken und vor allem zu aktivieren. Unterstützend zu der Post Covid Behandlungen dient auch die Darmsanierung durch Fastenmethoden.”

2. Ayurveda Resort Mandira, Bad Waltersdorf, Österreich

Christina Mauracher, Geschäftsführerin:

“Ich habe mit Dr. Gopi aus Kerala gesprochen, der das Thema Geruchssinnverlust mit einigen seiner Senior Ayurvedaärtzen und auch Gelehrten in Indien konsultiert hatte. Aussagen dazu waren: das Beste ist die Nasya Kur mit Anu Thailam Öl täglich 5 Tage lang und dann für 2 Monate 3 Tropfen pro Nasenloch. Als Kräuter ist zu empfehlen: Paniculata (Bunimba) für zumindest 2-3 Monate. Leider gibt es keine Studien bzw. Dokumentationen dazu. Aber diese Behandlung wird in Kerala bereits erfolgreich umgesetzt.“

3. Ayurveda-Resort Sonnhof, Hinterthiersee, Österreich

Ayurveda Arzt Dr. Gaurav Sharma:

“Auch wenn es keine langfristige Studien existieren, soll man die Heilung nicht dem Zufall überlassen. Die Nasya Behandlungen sind die wichtigsten Schritte, Geschmack und Riechen müssen regelmäßig trainiert werden. Die Nasya Therapie wirkt als Dosha-ausleitend. Hauptsächlich leitet es die Ansammlung von Schleim und Kälte aus dem Kopfbereich. Typische Erkrankungen sind hier die chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), aber auch Verschleimungen der anderen Nebenhöhlen, wie der Stirn- oder Kieferhöhle, Rhinitis (der Erkältungsschnupfen), Kopfschmerzen, Kehlkopferkrankungen, Bronchitis oder Asthma. Zudem verbessert Nasya den Geruchssinn. Die Detox-Kuren allgemein helfen beim Entschlacken, stärken Immunsystem und tanken neue Energie.”

4. Medicalcenter Vivamayr, Maria Wörth, Österreich

Dr.med. Werner Zancolo:

“Die Basis der Behandlung ist die Darmsanierung im Sinne der VivaMayr Methode mit Darmreinigung, Aufbau der Darmschleimhaut und Stärkung der Darmflora. Zeitgleich stellt diese Methode auch eine antientzündliche Behandlung dar, was ja im Rahmen der Covid Therapie ganz wesentlich ist! Zusätzlich zur Darmsanierung können immunstärkende Infusionen, Intervall Hypoxie/Hyperoxie – eine Sauerstofftherapie zur Stärkung der Mitochondrien, Kältekammer und antientzündliche/antivirale Lasertherapie in der Long Covid Therapie gut helfen. In Bezug auf Geruchs-und Geschmackstörungen durch Covid, haben wir die Möglichkeit, mit einer medizinischen Laseruhr und lokaler Bestrahlung des Nasen-/Rachenbereiches, zu therapieren. Weiter gibt es noch die Möglichkeit eine sog. Nasen-Reflexzonen-Therapie mit ätherischen Nasenölen (Jojoba-,Arnika-,Johanniskraut-, und Minzöl) durchzuführen.“

5. Gesundheitszentrum Park Igls, Innsbruck-Igls, Österreich 

Dr. med. Peter Gartner, Chefarzt:

“Wir haben zu den Langzeitfolgen von Covid-19, zu welchen der Verlust des Geruchs- und Geschmacksinnes gehört, ein spezielles Diagnostik- und Therapieprogramm entwickelt, in dem der aktuelle Gesundheitsstatus ermittelt wird. Die Diagnostik umfasst u.a. physiotherapeutische und bewegungsmedizinische Leistungstests, eine Überprüfung der Lungenfunktion und ein spezielles Blut-Labor. Damit schließen wir diagnostisch Herzmuskelschädigungen aus, die bei Covid-19-Erkrankungen häufig auftreten. Therapeutisch wirken die Moderne Mayr-Medizin, die durch das Prinzip der Darmsanierung das Immunsystem stärkt, und die dazu gehörende Mayr-Cuisine entgiftend und schärfen die Sinne.  Kräftigende Aufbau-Infusionen, Personal-Trainings, Vollmassagen und Leberwickel komplettieren das Behandlungspaket. Zur Wiedererlangung des Geruchs- und Geschmackssinnes empfehlen wir zudem spezielle Nasen-Reflexbehandlungen, Inhalationen und Brustkompressen.“

Hier finden sie den Text in der tschechischen Sprache.

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