Hotel Fontenay Hamburg, Quelle: The Fontenay Hamburg.
Die fünf Partner – Handelsblatt, ahgz, International University IU, MADAME und das Institute for Service and Leadership Excellence begleiten den Ideengeber, Unternehmer und Managementberater Carsten K. Rath auf dem Weg, eine neue transparente und nachvollziehbare Übersicht über die 101 beste deutsche Hotellerie zu präsentieren.

Carsten K. Rath
In Deutschland gibt es mehr als 11 000 Hotels, 8000 davon sind mit Sternen versehen. Viele von ihnen sind inzwischen zu bloßen Kometen geworden, und die lobenden Kommentare in diversen Hotelführern sind oft Schnee von gestern. Und trotzdem wird in dieser Zeit ein neues Awardformat geboren, das besser, relevanter und vor allem lebendiger sein will als alle andere. Nach welchem Schlüssel werden die besten Hotels ausgewählt?
“In erster Linie werten wir die Bewertungen großer Buchungsplattformen wie Booking.com “, erklärt Rath. “Erlebnisversprechen und der gastronomische Aspekt spielen eine wichtige Rolle, ebenso wie das Spa- und Wellnessangebot. Hinzu kommen professionelle Rankings, wie die Gold List von Condé Nast. Anschließend haben Statistiker der IUBH-Hochschule die Daten dann miteinander verrechnet, ehe die Hotels vom Gremium getestet wurden.”

Von links: Michael Sorgenfrey, Hotel Adlon Kempinski Berlin; Ingo C. Peter, Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten; Carsten K. Rath; Lukas Leitz, Schloss Elmau.
101 beste Hotels können jetzt das Debüt des neuen Rankings feiern. Um das Spektrum noch zu erweitern, wir in diesem Jahr zum ersten Mal eiN&Nbsp;„Nachhaltigkeitspreis der deutschen Hotellerie“ verliehen. Keine leichte, aber eine längst fällige Entscheidung. Denn für einen Genießer, der relevanten Bewegung, Luxus und Nachhaltigkeit zu verbinden, zu schätzen weiß, sind die kompetenten Empfehlungen immer noch rar.
Unter der Aufsicht von Suzann Heinemann
Die fachliche Expertise für den Nachhaltigkeitspreis stammt von dem Berliner Unternehmen InfraCert, dessen Gründerin Suzann Heinemann eine Vorauswahl von zehn Nominierten getroffen hat. Sie gründete die GreenLine Hotels, heute die erste nachhaltige chungsplattform, vor 20 Jahren, als das Thema Nachhaltigkeit noch gar nicht salonfähig war. Ihre Vision führte zur Gründung des InfraCert Instituts mit dem Fokus auf den grünen Tourismus und zur Schaffung des international anerkannten Nachhaltigkeitszertifikats GreenSign, welches das Unternehmen erstmals 2014 zur Kennzeichnung nachhaltig agierender Hotelbetriebe vergab. Mittlerweile hat Heinemann mehr als 270 Hotels in 15 Ländern zertifiziert und das GreenSign international etabliert.

Suzann Heinemann
Suzann Heinemann: Bald wird es nicht mehr nur Hotels geben
Suzann, das Thema der Nachhaltigkeit in der gehobenen Hotellerie ist heute aktueller denn je. Aber vor 20 Jahren sah die Situation anders aus. Waren Sie von Anfang an davon überzeugt, dass das “grüne” Thema zu den wichtigsten Fragen und Gedanken der heutigen Zeit gehören würde?
Vor 20 Jahren lag unser Hauptfokus noch nicht auf Nachhaltigkeit, da dieses Thema damals auch in der Gesellschaft noch nicht so relevant war. Aber mit der Gründung der GreenLine Hotels als Marketingkooperation haben wir uns auf die Natur und schöne Landschaften fokussiert und den Menschen das Reisen ins Grüne schmackhaft gemacht. Nach und nach beschäftigten wir uns dann mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen des Tourismus und wandelten uns 2014 zur ersten nachhaltigen Hotelgruppe.
Noch bevor es #fridaysforfuture und die große gesellschaftliche Diskussion zum Klimawandel gab, war ich davon überzeugt, dass die Zukunftsfähigkeit des Tourismus nur mit nachhaltigem Engagement gesichert werden kann. Um dies transparent, wissenschaftlich fundiert und praxisnah umzusetzen und den Gästen zu vermitteln, entwickelten wir das GreenSign. Nachdem die GreenLine Hotels damit zertifiziert waren, öffneten wir es 2015 für den weltweiten Hotelmarkt und sind schnell zum Marktführer in Deutschland gewachsen. Das GreenSign, mit seinem 5-Level-System ermöglicht jedem Hotel einen idealen Einstieg in die Nachhaltigkeit und gibt einen Leitfaden zur stetigen Weiterentwicklung.
Wir möchten damit auch vermitteln, dass Nachhaltigkeit keine Einschränkungen im Komfort bedeutet, was unsere zahlreichen zertifizierten Hotels der Luxusklasse beweisen. Es geht darum, dem Gast ein nachhaltiges Erlebnis mit attraktiven und innovativen Alternativen zu bieten. GreenLine ist heute übrigens keine Hotelkooperation mehr, sondern wir haben mit greenline-hotels.com die erste nachhaltige Buchungsplattform mit über 1.000 nachhaltig zertifizierten Hotels entwickelt, darunter selbstverständlich auch alle GreenSign zertifizierten Hotels.

Ihr Bewertungsbogen für die Hotelbezeichnungen ist 38 Seiten lang. Es ist nicht nur ein Kosten- und Zeitinvestition für die Hotelbetreiber und Eigentümer, sondern kann auch als eine Art des “Aufwachens” gelten, wenn sie selbst die Möglichkeiten sehen, welche Präferenzen zu einem Gütesiegel führen können. So gesehen, leisten Sie tatsächlich Pionierarbeit. Wie sind die Reaktionen der Verantwortlichen, wenn sie Ihr Fragebogen zum ersten Mal lesen?
Die meisten Hoteliers sind zuerst vielleicht etwas erschlagen, da wir mehr als 100 Kriterien aus allen 8 Kernbereichen der Nachhaltigkeit abfragen. Es bietet aber die ideale Gelegenheit, sich mal intensiv mit einem Betrieb und den Prozessen auseinander zu setzen und zu reflektieren. Wir hören auch oft, dass es einige Dinge enthält, welche die Hotels schon umsetzen, ohne das Bewusstsein, dass es nachhaltig ist. Wer zum Beispiel Ressourcen spart, der spart nicht nur Kosten, sondern schont auch die Umwelt.
Auch sind die Hotels dankbar für die neuen Anregungen, wie Prozesse nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll optimiert werden können und der Ehrgeiz zur Erreichung eines hohen GreenSign Levels ist schnell geweckt. Uns ist es wichtig, die Hoteliers nicht nur „aufzuwecken“, sondern ihr Ideenreichtum und den Spaß an Nachhaltigkeit zu fördern. Die Kriterien von GreenSign ermöglichen sogar ein engeres Zusammenschweißen des gesamten Hotelteams, denn wer sein Personal bei der Entwicklung nachhaltiger Strategien mit einbezieht, der wird das Beste rausholen können und die Umsetzung wird viel einfacher und authentischer.

GreenSign Nachhaltigkeitsebenen. Quelle: greensign.de
Was sind ihre Zukunftspläne und wie sehen Sie die Zukunft der Akzeptanz von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft von heute?
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Modeerscheinung – sie ist wichtig für einen zukunftsfähigen Tourismus. Mehrere Studien und auch das Feedback von Gästen und Kunden zeigen bereits eine sehr hohe Akzeptanz von oder sogar eine Forderung nach einem nachhaltigem Hotelkonzept. Die zunehmende E-Mobilität sorgt dafür, dass Hotels ohne Ladeinfrastruktur mehr und mehr abgelehnt werden, und die Geschäftsreisenden fragen verstärkt nach dem CO2-Fußabdruck für ihre Übernachtung. Touristen wollen einen starken Bezug zur Region mit frischen, qualitativ hochwertigen Gerichten und individuellen Angeboten.
Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein stetiger Entwicklungsprozess. Es steht damit niemand allein da. Wir können voneinander lernen und müssen auch den Mitarbeitern und den Gästen zuhören. Unsere Aufgabe als Gastgeber ist es doch, die Menschen mit nachhaltigen Erlebnissen zu begeistern. Und das ist gar kein Hexenwerk! Nachhaltigkeit kann – richtig umgesetzt – begeistern und Spaß machen.
Wir arbeiten bereits daran, die Nachhaltigkeit und die damit einhergehende Zertifizierung auch in anderen Bereichen außerhalb des Hotels zu etablieren. So stehen bei uns das „GreenSign Office“ für Unternehmen aller Art und das „GreenSign SPA“ für Thermalbäder und Wellnessbereiche schon in den Startlöchern. Alles was danach kommt, kreist schon in meinem Kopf und ich kann versprechen, es wird nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll und erfolgsversprechend!