Ein Raumschiff auf der Bastei: Das Projekt Sculpture Line in Prag

Die Bastei in der Prager Neustadt, unweit der Metrohaltestelle I. P. Pavlova, ist auch bei den Einheimischen noch nicht allzu bekannt. Kein Wunder, denn das Mauerwerk ist nach der Rekonstruktion erst seit Kurzem wieder zugäglich. Als langjährige Pragerin entdeckte ich diesen besonderen Ort auch erst neulich. Und das gleich mit einer weiteren Überraschung: dem Acquae.

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Das neun Meter lange Metallartefakt stammt vom tschechisch-britischen Starachitekten und Visionären Jan Kaplický (1937-2009), der seit 1964 in London lebte und wirkte. Sein Name wurde hierzulande vor allem im Zusammenhag mit dem neofuturistischen Bauentwurf der tschechischen Nationalbibliothek bekannt. Kaplický’s neue Bibliothek sollte auf der Prager Letná-Ebene stehen, doch der umstrittene Neubau, der auch als „Blob“ oder „Krake“ bezeichnet wurde, ist wegen der damaligen ungünstigen politischen Lage leider nicht realisiert worden.

Theke für Pellegrino

Aber zurück auf die Prager Bastion. Gerade hier kann man während der Sommertage Kaplický‘s überwältigendes Stahlwerk bewundern. Der Starachitekt hat es vor mehr als zwanzig Jahren eigens für die Ausstellung Dining Street Design von Triennale di Milano geschaffen. Damals sollten zehn ausgewählte Architekten ihre Designvorschläge für Straßenkioske in Zusammenarbeit mit führenden internationalen Marken kreieren. Da es bei diesem Projekt Kaplickýs Partner San Pellegrino und Acqua Panna waren, gleicht seine überdimensionale Skulptur einem riesigen Wassertropfen, der als eine Theke für Flaschen incklusive eines Eisbeckens dienen soll. Nach der Ausstellung stand Acquae lange im hochgewachsenem Gras in einem italiensichen Garten am Lago di Como, bis es dort der Londoner Mitarbeiter Kaplický’s, Norman Foster, wiederentdeckte. 

Die Rettung begann, nachdem der Albatros-Verlag in Zusammenarbeit mit Eliška Fuchslová – Kaplický und der Stiftung Kaplicky Centre eine repräsentative Monographie über Jan Kaplický herausgegeben hat. Darin befindet sich auch folgende Passage von Lord Norman Foster: „Das Objekt von Kaplický sah wie etwas aus, das aus dem Weltraum gefallen ist. War es ein interplanetarisches Raumschiff? Eine Maschine? Eine Statue? Es war aus rostfreiem Stahl gefertigt und von der Zeit und den Elementen gezeichnet. Es war zweideutig, futuristisch, ausschweifend, schön und sexy. Meine Beschreibung des im Gras liegenden Objekts könnte eine Beschreibung jeder seiner Strukturen sein.“

Dass dieses Unikat nach vielen Jahren daheim zurückkehrte, ist der Stiftung Kaplicky Centre zu verdanken. Eliška Fuchsová-Kaplický sprach Ondřej Škarka von Art Lines an, um das Werk nicht nur zu retten, sondern seinen Glanz und Pracht nach zwei Jahrzehnten wiederzuerlangen. Nach dem Transport in die Tschechische Republik wurde das Objekt Acquae von dem tschechischen Bildhauer Lukáš Rais rekonstruiert.

Es wäre Schade, sich dieses Kunstwerk, das von einer umwerfenden Kulisse umrahmt ist, entgehen zu lassen. Genau wie weitere Installationen, die die bereits 10. Ausgabe von Sculpture Line im öffentlichen Raum präsentiert. Außer Prag kann man sie bis zum Sommerende auch in Marienbad, Olmütz, Pilsen und vielen weiteren tschechischen Städten sehen. 

Foto: Jaro Dufek

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