In der weihnachtlich geschmückten Art & Event Gallery Černá Labut’ (Schwarzer Schwan) des Medienhauses Black Swan Media trafen sich am ersten Montag im Dezember zahlreiche Gäste, für die ein multikulturelles Umfeld bezeichnend ist. Genau wie vor hundert Jahren, als in Prag gesellschaftliche Salons abgehalten wurden, die von Persönlichkeiten aus aller Welt besucht wurden. Mit einem stilvollen Empfang, bei dem Danuše Siering, die Gründerin des tschechisch-deutschen Salons und Verlegerin, selbst am am Klavier Fryderyk Chopins Lento spielte, begrüßte sie ihre Gäste. Chopins zweihundert Jahre alte Musik sei ihrer Ansicht nach zeitgemäß, auch wenn sich ihre Interpretation im Laufe der Zeit verändert habe: „Auch wenn manche Dinge auf den ersten Blick gleich erscheinen, so sind sie doch im Wandel. Das ist ein fundamentales Prinzip menschlichen Daseins“, betonte die Gastgeber zu Beginn des Abends.

N&N Noble Notes
In diesem Kontext hob sie auch die Verwandlung des tschechisch-deutschen Bookmag in ein elegantes Magazin aus der Mitte Europas, N&N Noble Notes, hervor, dessen Winter-Frühjahrsausgabe 2024-25 jetzt seine Leser erreicht: „Noble Notes ist ein Begriff, der vor 100 Jahren entstand, als die Menschen ihre Briefe, Notizen und Erinnerungen mit einem Füllfederhalter auf schönem Papier schrieben. Wir gestalten das Magazin so, wie wir einen Brief schreiben würden: langsam, würdevoll, achtsam, fast meditativ. Auch ich habe Ihnen einen Brief geschrieben. Sie finden ihn gleich am Anfang des Magazins. Im Inneren befindet sich zudem Briefpapier. Vielleicht möchten Sie einen Brief an einen lieben Menschen schreiben? Können Sie noch mit einem Tintenfüller schreiben? Wann haben Sie das das letzte Mal getan?“, wandte sich die Gastgeberin an die anwesenden Gäste und fragte, ob sie sich persönlich in dieser hektischen Zeit als zeitgemäß betrachten?

Umarme dein Alter
Die erste der geladenen Gäste war Petra van Bremen, ein fünfundsechzigjähriges niederländisches Topmodel und Influencerin, die in einem spannenden Interview ihren Werdegang vom ehemaligen Manager bis zum Laufsteg schilderte. In Interviews und Büchern hat sich diese charmante Dame mit den silbernen Haaren durch ihre Aussage „Ich umarme mein Alter“ einen Namen gemacht. Wie ist das zu verstehen? „Im Grunde geht es darum, dass jede Frau ihren eigenen Weg findet. Dieser Satz drückt meine eigene Ansicht aus, von der ich zutiefst überzeugt bin. Ich habe kein Problem mit meinem Alter, ich bin glücklich damit, ich habe es akzeptiert, und ich fühle mich sehr wohl damit. Ich fühle mich wohl in meiner Haut, ich lebe ein wunderbares Leben, und das ist mir sehr wichtig. Ich vergleiche mich nicht mit anderen Frauen und versuche nicht, jünger auszusehen, als ich bin. Es ist einfach gut so, wie es ist“, lobt Petra van Bremen. Mehr über diese nicht älter werdende Dame, die das Cover der aktuellen Ausgabe von N&N Noble Notes ziert, erfahren die Leser übrigens im gedruckten Interview.

Das Cafe Arco lebt
Petra van Bremen wurde durch ein weiteres Highlight des Abends abgelöst: In der Art & Event Gallery Černá Labut’ erklangen deutsche, tschechische und jüdische Lieder, vorgetragen von der charismatischen polnisch-tschechischen Chansonnierin und Schauspielerin Renata Drössler, am Klavier begleitet von Michal Worek. Die Künstlerin stellte den Gästen des Salons auch ihr neuestes musikalisches Projekt Café Arco vor, in dem sie das gleichnamige legendäre Prager Café, in dem sich tschechische, deutsche und jüdische Intellektuelle trafen, mit Jazz- und Swing-Songs aus den 1930er und 1940er Jahren feiert. „Mit zum Teil Schauspiel, gesprochenem Wort und Geschichten werden wir an diesem berühmten Ort im Prager Jazz Dock die Atmosphäre der Ersten Republik evozieren. Wir wollen die Zeit nicht originalgetreu kopieren, sondern zur Unterhaltung und für die Seele singen und spielen“, erklärt Renata Drössler den Schwerpunkt des jüngsten Musikprojekts.

Kunst als elementares Bedürfnis
Der letzte, offizielle Teil des Abends gehörte der visuellen Kunst. Die Gastgeberin Danuše Siering begrüßte auf der Bühne das Ehepaar Hartmann aus Stuttgart, das seit 2016 in sorgfältiger Vorarbeit Kunstfotobücher herausgibt und regelmäßig mit den höchsten deutschen Preisen ausgezeichnet wird. Markus Hartmann sprach über die Gründung des kleinen, familiengeführten Verlags Hartmann Books, die Bedeutung von Büchern in der heutigen Zeit sowie über das sogenannte Verlags- und Produktsegment in der Verlagsbranche. Wie sehen sie persönlich Fotobücher? Und warum brauchen wir sie heute? „Wir betrachten Fotobücher in erster Linie als Bücher. Die Fotografie ist die gleiche Sprache wie die Literatur. In den letzten dreißig Jahren sind Fotobücher immer beliebter geworden. Sie sind zwar ein spezielles Verlagssegment, aber gleichzeitig ist dieses Segment auch in den Medien präsent. Und unser Ziel ist es, die Fotografen und die Fotografie zu unterstützen, indem wir sie verlegen“, erklärt Markus Hartmann. Für jeden Künstler ist es ein Prestige, wenn gerade in ihrem Verlag ein Buch herausgegeben wird. „Die Frage, ob wir heute Fotobücher brauchen oder nicht, ist richtig und falsch zugleich. Es ist wie mit der Kunst und Kultur im Allgemeinen: Wir brauchen sie nicht, wie wir Brot und Wasser brauchen. Aber wenn wir sie nicht hätten, würden wir nicht gut leben. Wir hätten nichts miteinander zu teilen. Es ist nicht nur eine Frage des Luxus, sondern ein elementares Bedürfnis“, ergänzt Angelika Hartmann.

Der Salon war nicht nur ein Schaufenster der Eleganz, sondern auch des Geistesreichtums und der guten Laune. Davon brauchen wir heute mehr und mehr. Ein besonderer Dank geht an die tschechisch-deutschen Partner des Salons, wie das Goethe Institut Prag, JK Kudláček, das Weingut Aronn methode classique und Sisters in Photography. Zwei von ihnen, Tereza Jobová und Kateřina Sýsová, haben eine Pop-up-Ausstellung in der Art & Event Gallery vorbereitet.







Foto: Tomáš Železný