Ein tschechisches Herz in Berlin

Auf welche Erfolge kann Tomáš Sacher, Direktor des Tschechischen Zentrums in Berlin, zurückschauen und welche weiteren Pläne hat er?

Von Beruf sind Sie eigentlich Journalist. Welches Lebensschicksal hat Sie nach Berlin verschlagen?
Meine Frau ist Berlinerin. Wir pendelten also immer zwischen Prag und Berlin. Bis wir uns dann sagten: „Also wohin denn jetzt?“. Und am Ende fiel die Wahl auf Deutschland. Als ich hierhin kam, hatte ich einen absolut festen Plan. Ich wollte weiter für die tschechischen Medien schreiben (ich schrieb damals für Reportér und Respekt), und zudem hatte ich mit meinem Schreiben auch hier Fuß gefasst, so schrieb ich beispielsweise für die Monatszeitschrift Cicero. Für das Tschechische Zentrum lud ich Gäste zu Diskussionsrunden ein, z.B. Tomáš Halík, Tomáš Sedláček… Und dann sagte die ehemalige Direktorin Monika Štěpánová zu mir, wenn ich damit weitermachen wolle, sollte ich mich für ein Auswahlverfahren anmelden.

Sie müssen gut planen können, was Sie alles schaffen 
müssen…
Pläne sind ja ganz nett, aber was ich auch sehr schätze, ist so eine gewisse Offenheit. Wenn ich mit einem absolut genauen Ziel hierhin gekommen wäre, wäre es wahrscheinlich nie so weit gekommen. Dass ich heute Direktor des Tschechischen Zentrums bin, war nicht vorprogrammiert, und doch betrachte ich dies als die bestmögliche Lösung, die sich damals für mich herauskristallisierte. Schon gleich zu Beginn war mir klar, dass dieses Zentrum großes Potenzial besitzt. Auch wenn man im Ausland lebt, fühlt man sich weiterhin zu seiner Heimat hingezogen – das formt hier Ihre Einmaligkeit. Ich kann mit den hiesigen Journalisten nicht konkurrieren, aber ich habe eine unvergleichliche Geschichte, die ich mir zunutze machen muss.

Mit welcher Einstellung sind Sie die vier Jahre zur Propagierung der Tschechischen Republik angegangen?
Ich habe mir gesagt, dass der Hauptsinn des Tschechischen Zentrums darin besteht, die Tschechische Republik anders zu präsentieren, als die meisten Leute sie in der Regel erleben. Was ist Tschechien für einen normalen Deutschen? Die Verbindung Prag-Berlin hat sich sehr verlagert, und das ist schön. Aber Tschechien ruft keine anderen natürlichen Assoziationen hervor als Bier, Škoda-Autos und Prag. Ich setzte also meinen Ehrgeiz daran, mit der Wissenschaft und Innovationen gezielt zusammenzuarbeiten. Wir veranstalten hier das Czech Innovation Festival, das von Wissenschaftlern und Start-up-Leuten besucht wird. Im vergangenen Jahr stellten wir die virtuelle Realität vor, in diesem Jahr wird es das größte wissenschaftliche Projekt – der größte Laser der Welt – sein, der im ELI-Centrum in Dolní Břežany steht.

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Wie erfolgreich sind Ihre Sprachkurse?
Wir haben hundert Studenten. Überraschenderweise sind da neben Leuten mit persönlichen Bindungen zur Tschechischen Republik immer mehr Leute dabei, die die tschechische Sprache der Arbeit wegen erlernen möchten.

Ihr Zentrum hat den Vorteil, dass es über annähernd 280 m2 Galeriefläche verfügt.
Ja, das ist wirklich einmalig, einschließlich unseres Gebäudes aus dem Jahr 1978, das von dem Architektenehepaar Machonin entworfen wurde. Mit dieser Einzigartigkeit muss ich arbeiten. Wir veranstalten Multigenre-Aktionen, Konzerte und Podiumsdiskussionen, vor allem aber bieten wir tschechischen Künstlern Ausstellungsraum. Wir pflegen eine Partnerschaft mit dem Jindřich-Chalupecký-Preis. Viel Zeit widmen wir in letzter Zeit dem tschechischen Tanz, und wir „verkuppeln“ Künstler mit der Düsseldorfer Tanzmesse. Zudem holten wir das Dejvicer Theater an die renommierteste Bühne, das Deutsche Theater. Und es war ausverkauft. Berlin ist das Tor zur Welt der Kultur. Es gibt hier an die vierhundert Galerien… Und wir helfen mit unseren Künstlern, dieses Tor zu öffnen. Zuletzt gelang dies mit der bildenden Künstlerin Adéla Součková. Berlin ist immer noch frei, eine Punkstadt, wo Künstler zu niedrigen Kosten ihre Werke schaffen können.

berlin.czechcentres.cz

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