NFT als Brücke in die Zukunft

Über Trends auf dem Kunst- und Luxusmarkt mit Joëlle Romba, Sotheby´s Direktorin der Repräsentanz Berlin

🇨🇿 Tento článek si můžete přečíst i v češtině: NFT jako most do budoucnosti

Sotheby’s, gegründet 1744, gehört zu den weltweit führenden Auktionshäusern und Unternehmen auf dem Kunst- und Luxusmarkt mit AUKTIONSZENTREN in New York, London, Paris, Genf, Zürich, Mailand, Hongkong und seit September letzten Jahres auch in Köln sowie vielen Repräsentationsbüros weltweit, auch in Berlin.  Die Berliner Repräsentanz leitet Direktorin Joëlle Romba, Head of Office und Specialist Contemporary Art.

Joëlle, was muss man mitbringen, um bei Sotheby´s zu arbeiten?

Meinen Fall würde ich als klassisch betrachten: ich habe in München und Berlin Kunstgeschichte studiert. Nach diversen Praktika in Museen, Galerien und in Auktionshäusern habe ich festgestellt, dass die Aufgaben eines Auktionshauses meinem Typ und Naturell am besten entsprechen. Ich selbst bin schon seit meiner Kindheit kunstbegeistert. Das ist der Motor, der mein berufliches und privates Leben prägt. Neben meiner beruflichen Tätigkeit im Kunsthandel, habe ich gemeinsam mit meinem Mann Eric im Jahr 2011 die ROCCA Stiftung, Romba Collection for Contemporary Art, mit dem Ziel gegründet, zeitgenössische Kunst und Kunstkritik zu unterstützen.

Was sind die Hauptaufgaben der Berliner Repräsentanz? Wie sieht Ihre tägliche Arbeit bei Sotheby´s aus? Was ist das Spannendste an Ihrer Arbeit für Sotheby´s?

Meine Hauptaufgaben darin, Kunden in Berlin und den neuen Bundesländern zu betreuen, sei es bei Fragen des Verkaufs oder Kaufs. Ich beantworte Schätzanfragen, betreue Einlieferungen in unsere internationalen und seit vergangenem Sommer neu eingeführten Kölner Auktionen. Da ich seit 1995 in Berlin lebe und mich stets auch während meines Studiums in der Kunstwelt bewegt habe, kenne ich viele Akteure des kulturellen Berlins. Mir ist es wichtig, den Kunden nah zu sein und mit ihnen im Dialog ihre Schätze, also Kunstwerke, Graphiken, Photographien, Designobjekte, Schmuck und Uhren, europäisches Kunsthandwerk, um nur einige Sammelgebiete zu erwähnen, zu stehen. Highlights sind für mich, andere Menschen für Kunst begeistern zu können und sie auf ihrem individuellen Weg des Sammelns zu begleiten. Ich mag es, wenn sich Sammler derart in ein Kunstwerk verlieben, dass sie sich trotz aller wirtschaftlichen Überlegungen leidenschaftlich um ihr Objekt der Begierde bemühen. Dann weiß ich, ich habe meinen Job richtig gemacht und die Passion meines Connaisseurs verstanden.

Sotheby´s bietet heute nicht nur die klassischenAuktionen von Kunst, Juwelen, Autos oder Uhren, sondern man kann über Sotheby´s auch Luxustaschen, Sondereditionen von Sneakers oder Vintage Luxusgüter online zum fixen Preis oder in der Auktion kaufen. Wie ist die Nachfrage nach diesem innovativen Format zwischen Auktion und Handel im Luxussegment? 

Die Nachfrage ist sehr hoch. Das hat sich auch in unserem Ergebnis niedergeschlagen: mit einem Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar war das Jahr 2021 für Sotheby’s ein Rekordjahr im Luxussegment.

Joëlle Romba vor dem Gemälde von Christopher Winter

Wie schätzen Sie die Entwicklung bei NFT´s (Non-Fungible Token´s) ein? Wie läuft praktisch so eine Auktion?

Sotheby’s ist interessiert und immer nah dran an den neuesten digitalen Innovationen. Wir glauben an die Entwicklung der NFTs und tragen aktiv dazu bei, eine Brücke von neuer digitaler Kunst zur institutionellen Kunst zu schlagen. Unser Ziel ist es, neue Sammlergenerationen anzusprechen und zu erreichen. Ein Käufer kauft ein NFT, also einen Token oder ein Zertifikat, das einem individuellen Kunstwerk oder einer Photographie zugeordnet ist. Der Kauf eines NFTs ist auf der Blockchain registriert, also der Nachweis des Erwerbs und des Eigentums. Die Bezahlung erfolgt normalerweise in Kryptowährung. Das Kunstwerk kann dann auf dem Computer oder TV gezeigt oder ausgedruckt werden. Zwar kann jeder den Ausdruck erstellen, das NFT jedoch nicht weiterverkaufen. NFTs schützen die Authentizität und generieren den Zweitmarkt. Generell werden NFTs in einer eigens dafür Onlineauktion angeboten. Nach einer Registrierung, in der Regel 24 Stunden vor Beginn einer Auktion, kann jeder Interessierte mitbieten. 

Vor Ort zu sein ist das spannendste an einer Auktion. Kann sich jeder als Zuschauer zu einer Auktion z.B. in London im Saal anmelden oder sind die Plätze hauptsächlich für ernsthaft interessierte Bietende limitiert? 

Unsere Auktionen sind für alle Sammler und Sammlerinnen zugänglich. Sie müssen sich lediglich zuvor bei uns registrieren. Für unsere Abendauktionen werden Tickets benötigt und man muß sich zuvor akkreditieren.

Sie sind nicht nur eine Sotheby´s Spezialistin auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst, sondern selbst eine leidenschaftliche Sammlerin. Wer ist Ihr Lieblingskünstler oder-künstlerin und welches Bild aus weltweiten Museen- sammlungen würden Sie auf eine einsame Insel ungeachtet der klimatischen Bedingungen mitnehmen?

Vor meinem ersten Jobinterview bei Sotheby’s, das war im Jahr 1996, habe ich die Tate besucht. Dort haben mich die neun Gemälde von Mark Rothko in ihren Bann gezogen, die Rothko in den späten 1950iger Jahren als Auftragsarbeit für das Four Seasons Restaurant in New York geschaffen hat. Nach dem Vorbild der abgedunkelten Fenster von Michelangelos Bioteca Medicea Laurenziana schuf der Künstler einen Zyklus in tiefen, dunklen Farben – dunkelrot, braun und schwarz – um den Betrachter in Kontemplation zu versetzen. Die Ausstrahlung der Gemälde ist unmittelbar, unentrinnbar und unvergleichlich. Vielleicht spüre ich an den Gemälden auch einen Hauch des freien Geistes, dem der Künstler offenbar zu eigen war, denn am Ende behielt er den Zyklus für sich, sie waren ihm zu schade für eine Präsentation in einem Restaurant. Er schenkte sie später der Tate. 

Und zuletzt, wohin geht Ihre nächste Kunstreise?

Morgen fliege ich nach Chicago und schaue mir neben der Kunstmesse Expo Chicago die zahlreichen Museen an, allen voran das Art Institute Chicago mit seiner herausragenden Kunstsammlung. Ende April geht es zur Karl Lagerfeld Preview nach Köln, dessen Nachlass Teil III wir am 4. und 5. Mai erstmals live aus dem Palais Oppenheim versteigern werden. Im Übrigen wird ein Teil aus dem dritten Teil des Nachlasses bereits ab dem 29. April online angeboten. Dazwischen findet das Gallery Weekend in Berlin statt: es steht immer etwas in meinem Kalender.

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