Love/Hate

Wenn man die Konzept-, Installation – und Performance Künstlerin Mia Florentine Weiss (39) trifft, würde man nicht vermuten, dass sie in ihren Werken am liebsten die Extreme menschlicher Emotionen gegenüberstellt. Zart und zerbrechlich wirkt sie, das was sie sagt, sitzt und polarisiert.

Sie hat Mode und Schauspielerei studiert, als Modell gearbeitet, in derKunst fand sie ihre Berufung. Im Museum Nikolaikirche in Berlin zeigt sie bis 24.11.2019 Ihre monumentale 10 Tonnen schwere begehbare Kreuzskulptur. Die LOVE HATE Skulptur wurde am 27.09. in Beroun enthüllt. Ich traf Mia zum Tee und einem kurzen Gespräch.

Marcela: Wie würdest Du das Hauptthema Deiner Objekte und Installationen definieren?
What is your place of protection? Die Suche nach Geborgenheit als kleinster gemeinsamer, menschlicher Nenner trotz kultureller Unterschiede – dieser Frage widme ich seit 1999 mein Leben. Mich interessieren Gegensätze – immer der Kreuzpunkt, wo Reibung entsteht. Widersprüche – Goethes Faust. Eine Performance ist immer eine Momentaufnahme eines Gefühls, das in ein neues, anderes Medium transferiert wird. Aus dieser Dialektik entstehen meine Bilder oder Installationen. Als überzeugte Europäerin liegt mir am Herzen, das Europas Geist als größtes Friedensprojekt der Welt in Stein gemeißelt bleibt für uns und nachfolgende Generationen.

Marcela: Kreuz Weg -loveuropa im Nikolaikirche Museum in Berlin heißt Deine neueste Kunstinstallation. Was erwartet das Publikum dort?
Quo vadis, Europa? Ein niedergelegtes Kreuz wird zur Kreuzung. Augenhöhe trifft auf Augenblick. Ein Dialog entsteht durch die performative Begegnung von uns Menschen. Wir leben, atmen, treffen Entscheidungen – wir haben die Wahl, wohin wir gehen. Einen Kreuzweg – oder ist das Kreuz schon „weg“? Die Installation KREUZ WEG geht für mich von einer der ältesten Weltenformeln aus, die wir kennen: zwei sich kreuzenden Linien. Was wir daraus machen bleibt ganz allein dem Betrachter überlassen. Am Anfang steht die schier einfache Geste ein Kreuz in eine Kirche zu legen und am Ende findet man Europa in einer Hand voll Erde. Die daraus gepressten Erdsteine (Europe Bricks), auf denen mein begehbares Objekt symbolisch gebettet ist habe ich aus Erden aller 47 Staaten des Europarates gemischt und nach Berlin gebracht. Muttererde als Metapher für das, was uns alle eint. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe und Angst um unsere Umwelt hoffe ich auf eine Bewusstseinserweiterung innerhalb unserer industrialisierten Gesellschaft. Über Kunst können wir große Gesten und Bilder in die Welt senden, also das thematisieren was wir ändern wollen. Be the change you want to see…

Marcela: Wie kamst Du auf die Idee für die Love/Hate Skulptur?
#LOVEUROPE als Titel für ein friedliches und freies Europa hatte seinen Höhepunkt anlässlich der diesjährigen Europawahl mit einer Doppelinstallation der LOVE HATE Skulpturen am Brandenburger Tor. Die Skulptur ist ein Ambigramm aus den beiden gegenteiligsten Gefühlen die wir haben: Krieg und Frieden, Schönheit und Schrecken, Leben und Sterben und eben Liebe und Hass. Goethes Faust als Skulptur. Zum daran reiben, drum herum gehen, Hirnen, Hinterfragen – und als Momentum in der Öffentlichkeit ein Denkraum, der Stadt, Menschen, Kunst und Kultur zusammenbringt. Anders als bei Robert Indianas LOVE hat die LOVE HATE Skulptur eine Mehrdimensionalität und Vielschichtigkeit, nicht zuletzt durch die Interaktivität, mit der sie Menschen zum Dialog einlädt. Die Idee dazu war lange in mir, seit dem Abitur. Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust – dieser Dualismus beschreibt die menschliche Seele in allen Facetten zwischen Licht und Schatten. Ich bin getrieben von einer Sehnsucht, einem Wunsch nach Veränderung und der unumstößlichen Hoffnung, das am Ende der allgegenwärtige, wachsende Hass auf der Welt, in Liebe umgewandelt werden kann!

Marcela von Kayser

Kunstliebende Managerin und Sammlerin.

galerie-berlin-marcela

Text Marcela von Kayser Foto Mia Florentine Weiss

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