Politik, Berliner Philharmoniker in Prag sowie visuelle Verse: Der Tschechisch-Deutsche Salon 

In der Art & Event Gallery des Black Swan Media Verlagshauses in Prag fand am 4. Dezember der neunte Tschechisch-Deutsche Salon statt. Auch dieses Mal nahmen daran außergewöhnliche Persönlichkeiten aus der Tschechischen Republik und Deutschland teil: der ehemalige langjährige deutsche Diplomat Arndt Freytag von Loringhoven, der Gründer des Tschechischen Wirtschaftsforums Peter Hradil, die Hamburger Malerin und Fotografin Janina Oeij, der tschechisch-deutsche Saxophonist Joe Kučera sowie die tschechische Schriftstellerin, Wissenschaftsförderin und Parfümeurin Markéta Baňková.

🇨🇿 Tento článek si můžete přečíst i v češtině: Politika, Berlínská filharmonie v Praze a vizuální verše: To byl Česko-Německý Salon

Der erste Salongast war Peter Hradil, ein Deutscher mit tschechischen Wurzeln, der in Prag lebt und arbeitet. Im Jahr 2010 gründete er das Tschechische Wirtschaftsforum (ČEF), das interessante Persönlichkeiten des wirtschaftlichen und politischen Lebens aus Tschechien und Deutschland ins Gespräch bringen will. Von jeher hat er sich zwischen den beiden Kulturen bewegt und die Beziehungen beider Länder stets positiv gesehen: „Als Immigranten sind wir in Deutschland gut aufgenommen worden. Die Tschechen hatten dort immer einen guten Ruf. Viele meiner Freunde kennen und bewundern Prag. Ich denke, die Verständigung zwischen uns ist  sehr gut. Wir sind nicht nur Nachbarn, sondern Freunde, und inzwischen ist es gleich, ob wir aus Tschechien oder Deutschland kommen, denn wir gehören zusammen. Genau das habe ich schon als Kind  empfunden. Deshalb war  einer meiner schönsten Momente die Integration der Tschechischen Republik in die Europäische Union, weil ich seitdem weiß, dass ich in Europa eine Heimat habe und mich nicht mehr erklären muss”, betonte Peter Hradil und fügte hinzu, er sei froh, dass Tschechen und Deutsche heute in einem gemeinsamen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Raum leben können.

In der Art & Event Gallery des Black Swan Media Verlagshauses in Prag fand am 4. Dezember der neunte Tschechisch-Deutsche Salon statt.

Hauptgast des Prager Wintersalons war Arndt Freytag von Loringhoven, der mit der Salonierin und N&N-Verlegerin Danuše Siering ein ausführliches Interview in der neuen Ausgabe des N&N Czech-German Bookmag geführt hat. „Die Menschen vergessen, was gestern war und wissen oft nicht, was sie morgen erwartet”,sagte Siering zu Beginn und verwies damit auf den Kernpunkt des Saloninterviews: die Zeit. Nach 36 Jahren in der Diplomatie ist von Loringhoven nun in Berlin als Berater für geopolitische Risiken tätig. Dabei hat er die sogenannte große Politik nie aufgegeben. „Die russische Invasion in der Ukraine, mit der ich am Ende meiner diplomatischen Laufbahn konfrontiert wurde, ist zum Thema meiner Veröffentlichungen geworden. Ich habe ein Buch geschrieben, das inzwischen auf Polnisch erschienen ist, weil Polen meine letzte diplomatische Wirkungsstätte war. Außerdem beschäftige ich mich mit Fragen zu Nord Stream”. Im Weiteren ging von Loringhoven auf kürzlich verstorbene Politiker ein: den US-Außenminister Henry Kissinger, der seine Wurzeln in Fürth in Deutschland hat, und den tschechischen Politiker,  Fürst Karel Schwarzenberg, der wiederholt Gast des Tschechisch-Deutschen Salons war: „Es hat mich fasziniert, dass Karel Schwarzenberg in seinem Alter so viele junge Menschen erreichte. Ich fand es unglaublich, wie charismatisch er war und inwieweit seine Botschaften menschlich, demokratisch und von Grundwerten geprägt waren. Zugleich war er ein sehr professioneller Diplomat. Selbst wenn er bei Veranstaltungen ein wenig einnickte, wachte er sofort auf, wenn es ein Thema gab, das ihn interessierte, und  reagierte  prompt auf Dinge, die gesagt wurden, während er zu schlafen schien. Dieses Geheimnis hat er mit ins Grab genommen”, erinnert sich von Loringhoven lächelnd an den einzigartigen tschechischen Politiker. 

Pavel Trojan, der Leiter des Prager Frühlingsfestivals, war ein  weiterer prominenter Gast des Prager Salons, derdas Programm des kommenden bereits 79. renommierten  internationalen Musikfestivals vorstellte. Die Dramaturgie des Festivals hat diesmal für die Musikliebhaber einen musikalischen Leckerbissen vorbereitet: Das Eröffnungskonzert mit Bedřich Smetanas Mein Vaterland in der Aufführung der Berliner Philharmoniker. Das ist eine echte Rarität, denn dieses Ensemble tritt nicht häufig in Prag auf. Das letzte Mal war es im Jahr 2011 mit dem Dirigenten Simon Rattle. Nun kehrt es endlich nach Prag zurück. „Wir freuen uns besonders, dass das Orchester, das als eines der besten der Welt gilt, im nächsten Jahr, wenn die Musikwelt des zweifachen Jubiläums von Bedřich Smetanas Leben gedenkt – 200 Jahre seit der Geburt des Komponisten und 140 Jahre seit seinem Tod – diesen  musikalischen Giganten mit einer Aufführung von Mein Vaterland ehren wird. Zum ersten Mal in seiner Karriere wird dabei Kirill Petrenko am Dirigentenpult stehen”, sagte der Leiter des Prager Frühlingsfestivals Pavel Trojan.

Pavel Trojan, der Leiter des Prager Frühlingsfestivals, war ein  weiterer prominenter Gast des Prager Salons, derdas Programm des kommenden bereits 79. renommierten  internationalen Musikfestivals vorstellte.

Zu den Künstlern, die in der Gästerolle auf dem Prager Salon auftraten, gehörten die  Hamburger Malerin und Fotografin Janina Oeij, die sich in ihrer aktuellen Arbeit vom Wasser inspirieren lässt, sowie die Schriftstellerin und Wissenschaftspublizistin Markéta Baňková, die in ihrem Space fluid-Parfumhaus einzigartige, unverwechselbare niche Parfums kreiert hat, die den gesamten Galerieraum bedufteten. Aus Deutschland kam  die „tschechisch-deutsche Amphibie“, der in Prag geborene Saxophonist Joe Kučera, der seit über sechzig Jahren in Berlin lebt und seit langem grenzüberschreitende Musikfestivals organisiert. Insbesondere das Europa Blues Train Festival mit Stationen in  deutschen und tschechischen Städten. Zudem  präsentierte der Salon  die visuelle tschechisch-englische Gedichtsammlung Melancholic Rodeo der jungen tschechischen Tattoo-Künstlerin und Dichterin Michaela Fenkl. Sie schreibt ihre eigene Poesie nicht nur auf Papier, sondern auch direkt auf die Haut ihrer Leser, auf Parfüms, Kleidung, Schuhe und  Leinwände in limitierter Auflage.

Arndt Freytag von Loringhoven und Peter Hradil stellen die neueste Ausgabe des tschechisch-deutschen Bookmag-Magazins vor.

Am Ende des neunten Prager Tschechisch-Deutschen Salons haben Arndt Freytag von Loringhoven und Peter Hradil die aktuelle Winterausgabe des Czech-German Bookmag N&N feierlich getauft.

Foto: Tomáš Železný

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