Wenn das Virus es zulässt: die TOP 10 der laut N&N am meisten erwarteten Ausstellungen in Tschechien und Deutschland

Das Jahr 2020 war Ausstellungen und der Kultur allgemein nicht gewogen. Viele von uns aber hat es daran erinnert, dass wir Kunst oft als selbstverständlich ansehen und dass einige Ausstellungsprojekte es auch die vielen Minuten wert sind, die man Schlange stehen muss. Hoffen wir also, dass das neue Jahr in dieser Richtung günstiger läuft, die tschechischen und die deutschen Galerien versprechen nämlich schon jetzt eine Reihe einzigartiger Kunsterlebnisse.

Yayoi Kusama – Mirror Room (Pumpkin). Foto: HAM / Hanna Kukorelli.

Aus der großen Menge geplanter Ausstellungen nur die allerbesten auszuwählen ist nicht einfach. Wir haben deshalb die Historikerin und Galeristin Lucie Drdová, mit der wir vor nicht allzu langer Zeit über die Welt der zeitgenössischen Kunst gesprochen hatten, gefragt, was wir uns in Tschechien nicht entgehen lassen sollten. Die Herausgeberin von Noviny&Novinky und Gründerin der Galerie Černá labuť (Schwarzer Schwan) Danuše Siering, die langfristig in Berlin lebt, gab uns dann Empfehlungen für Neuheiten des Winters und des Frühjahrs aus der deutschen Galerieszene.

Ob Sie nun den Surrealismus in der Interpretation von Toyen, Rembrandts Vorliebe für orientalische Kultur oder das Werk der einzigartigen japanischen Künstlerin Yayoa Kusama mögen, sicher werden Sie etwas finden. Wenn es also das Coronavirus und dann noch die Regierungen in Tschechien und in Deutschland erlauben.

Tschechien

Nationalgalerie Prag – Toyen: die träumende Rebellin

Das wahrscheinlich am meisten erwartete Ausstellungserlebnis des Jahres plant die Nationalgalerie in Prag im April. In Zusammenarbeit mit der Hamburger Kunsthalle und dem Musée d’Art Moderne de Paris bereitet sie eine einzigartige Ausstellung zum Werk und zur Lebensgeschichte von Toyen, einer der bedeutendsten tschechischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, vor.

Toyen, foto: Nationalgalerie Prag

DOX – Vanitas

Wie reflektiert Kunst den Tod? Darauf orientiert sich die Ausstellung Vanitas von Kurator Otto M. Urban, die im Zentrum für zeitgenössische Kunst DOX stattfindet. Freuen können Sie sich auf mehr als sechzig Künstler mehrerer Generationen und auf die verschiedensten künstlerischen Ausprägungen und Techniken und nicht zuletzt auf mehrere Stillleben mit Schädel.

Hynek Martinec, foto: DOX.

Polansky Gallery – Julie Béna: The wolf, the princess and the little soldier

Die französische Künstlerin Julie Béna, die an der Prager Filmakademie der musischen Künste wirkt, hat in der Polansky Gallery in Prag einen Raum für ein szenographisches Erlebnis für Kinder und Erwachsene geschaffen. Die Ausstellung geht von Gute-Nacht-Geschichten aus und reichen bis zu Genderfragen in der Welt der Kunst oder bis zu Stereotypen in Verbindung mit dem Theater. Aktuell sollte die Ausstellung nur bis zum 23. Januar dienen, für einen Besuch muss man sich vorher anmelden.

Foto: Jan Kolský.

Haus der Kunst České Budějovice – Thomas Schütte

Und was erwartet uns außerhalb Prags? Wenn alles planmäßig verläuft, sollte in České Budějovice eine Ausstellung von Thomas Schütte, einem deutschen Bildhauer, Architekten und bildenden Künstlers, eröffnet werden. Seine verschiedenartigen Gestalten, Büsten und Objekte sollen das Haus der Kunst Ende April füllen.

Thomas Schütte, foto: Monnaie de Paris/Martin Argyroglo.

Mährische Galerie Brno – Jiří Pelcl Design

Für eine Ausstellung zum Design fahren Sie dieses Jahr nach Brno, konkret zu einer Ausstellung zum Schaffen von Jiří Pelcl, der einen Blick hinter die Kulissen des Designerberufs vermittelt. Die Ausstellung präsentiert Pelcls vierzigjährige Karriere, die aus den verschiedensten Materialien, Designzweigen und Firmen, mit denen er zusammengearbeitet hat, besteht. Diese komplexe Ausstellung zu Design kann bis zum 4. Juni besichtigt werden.

Jiří Pelcl, foto: Mährische Galerie Brno.

Deutschland

Museum Barberini – Rembrandts Orient

Wie auch die derzeitige Ausstellung in der Prager Nationalgalerie gezeigt hat, ist Rembrandt eine Ikone, und seine Werke will wohl jeder mit eigenen Augen sehen, der sich zumindest etwas für bildende Kunst interessiert. Es ist auch allgemein bekannt, wie sehr er die orientalische Kultur bewunderte und dass er sie selbst oft abbildete. Gerade diese seiner Werke, zusammen mit Bildern weiterer Künstler des holländischen goldenen Zeitalters, werden im Potsdamer Museum Barberini ab dem 13. März zu sehen sein.

Rembrandt, foto: Kunstmuseum Basel.

Gropius Bau – Yayoi Kusama

Berlin verharrt jedoch ganz sicher nicht nur in der Vergangenheit und stellt auch einige Perlen der zeitgenössischen Kunst vor. Eine davon ist zweifelsohne die retrospektive Ausstellung der japanischen Künstlerin Yayoa Kusama, die die wichtigsten Phasen ihres Schaffens vorstellt. Die Ausstellung sollte ursprünglich im September 2020 laufen, letztlich aber wurde sie auf den 19. März verschoben.

Yayoi Kusama, foto: Unit London.

Schloss Köpenick – Flora, Fauna, Fabelwesen

Drei zeitgenössische Künstlerinnen, die mit Keramik arbeiten und das Verzieren zur Perfektion führten, stellen ihr Schaffen im Schloss in Berlin-Köpenick vor. Ab dem 24. April werden dort Keramikgegenstände verziert mit Blumen, Obst oder Insekten zu sehen sein, also ganz im Namen der Natur und ihres Reichtums.

Sonngard Marcks, foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo).

Hamburger Bahnhof – Einhundertster Geburtstag von Joseph Beuys

Seit der Geburt des bedeutenden deutschen Bildhauers und Performers Joseph Beuys werden dieses Jahr am 12. Mai 100 Jahre vergangen sein. Im April startet anlässlich dieses Jubiläums im Berliner Museum Hamburger Bahnhof eine Ausstellung mit dem Titel „Von der Sprache aus“, die über verschiedene Beuys´sche künstlerische Vorgehensweisen seine Arbeit an Sprache und Linguistik annähert, was er selbst als Basis seines Schaffens betrachtete. Joseph Beuys, der im Zweiten Weltkrieg mit seinem Flugzeug über der Krim abgeschossen und dann von den dortigen Kosaken mit Filz und Fett behandelt wurde (wovon er viel in seinen Performances verwendete), ist auch in Tschechien bekannt. Milan Knížák ließ, als er noch Chef der Nationalgalerie war, sein Werk mit dem Titel Auto für 13 Millionen Kronen kaufen. Fachleuten zufolge war der Preis deutlich zu hoch angesetzt. Doch Knížák hatte es für diesen Preis von seinem Freund gekauft…

Joseph Beuys, foto: moma.org

Zurück in die Neue Nationalgalerie?

Eines der am meisten erwarteten Ereignisse in der Berliner Galerieszene ist zweifellos die Wiedereröffnung der Neuen Nationalgalerie. Nach fünf Jahren Rekonstruktionszeit soll sie im Sommer dieses Jahres für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, konkret mit einer Ausstellung des amerikanischen Bildhauers Alexander Calder.

Neue Nationalgalerie, foto: BBR / Thomas Bruns.

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