Wüsten breiten sich in Zeiten des Klimawandels nicht nur aus, sie verändern ihre Struktur auch im Wandel des ökonomischen Klimas. Wo gestern nur Stein und Sand waren, werden heute gigantische Flächen mit Neubauten verdichtet. Der Gasboom der letzten Jahre hat aus dem Wüstenemirat Qatar, mit seiner Hauptstadt Doha, eine wirtschaftlich kraftstrotzende Metropole gemacht. Die Finanzwelt des Landes hat trotz der Isolierung durch die Nachbarnemirate und Saudi Arabien und der Schliessung der Grenzen einen unersättlichen Bedarf an Neubauflächen. Auch die mit knapp einer Milliarde US Dollar dotierte Zahlung für die Austragung der Fussball WM 2022 trägt im Land der unbegrenzten Finanzmittel zum dortigen Bauboom bei.
Mit dem Luxusinsel „The Pearl“ wurde ca. 15 km vom früheren Zentrum eine gigantische Inselwelt im Meer aufgeschüttelt und bebaut. Just in der Nähe des neuen Geschäftszentrums — wobei altes und neues ohnehin mehr und mehr zusammenwachsen sind – teils mit Hochhäusern, teils im Soukstil mit Disneylandcharakter bebaut. Just in der Mitte von „The Pearl“ entstand das neue Marsa Malaz Kempinski Hotel im orientalischen Barock vom Feinsten, insbesondere für den arabischen JetSet, worauf die traditionell gekleideten Gäste in deren Luxuslimousinen schliessen lassen. Luxus, der auch in den wirklich ausgezeichneten Restaurants schwelgt.
Diese sind auch durchaus Anziehungspunkt für europäische Gäste, zumal hier, was nicht selbstverständlich ist, auch Alkohol ausgeschenkt wird. Jedenfalls für den, der sich magere 150 cl Hauswein für 25 Euro leisten mag.
Ein weiteres Hotelhighlight ist das brandneue Hotel Mondrian, das wohl ausgefallendste Hotel, nicht nur in der arabischen Welt. Designer Marcel Wanders hat mit seinem Spiel der Maßstäbe eine Sammlung von traditionell arabischen Mustern und Bildern zeitgenössisch entwickelt. Wer dort nicht wohnen will, sollte zumindest Lobby und angrenzende Räumlichkeiten besichtigen und sich den Pool in der obersten Etage zeigen lassen. Ein Muss nicht nur für Designliebhaber.
Anders das auf der eine 20-minütige Bootsfahrt vorgelagerten Insel Banana Island ganz im Stil der Anantara Gruppe erbaute Resort Hotel. Großzügige Bungalows und „Overwaters“, alle mit Meerblick — letztere allerdings auch auf die Hangars von Qatar Airways auf dem gegenüberliegenden Festland, die das angepriesene Maledivengefühl doch sehr relativieren. Ansonsten jedoch viel Abwechslung am Strand, beim Sport und auch beim Bowlen etc.. Besonders beliebet bei arabischen Großfamilien. Leider ist hier die Bar auf der Strecke geblieben.
Das sieht im unlängst renovierten Radison Blue Hotel ganz anders aus. Das vornehmlich von Geschäftsreisenden frequentierte Hotel mit großem Pool bietet eine Sportsbar mit allerlei Sorten Bier von „Hahn” (12 Euro pro Glas) und eine Disco. Hier kann „Mann“ sicher sein, nicht ansonsten landestypische Komplikationen heraufzubeschwören, falls er eine der zahlreichen herausgeputzten „Damen“ anspricht.
Qatar Airways bietet günstige Stopover Programme für zahlreiche Hotels an. Die Restaurants sind kulinarisch auf hohem Niveau. Der Service ist im ganzen Land hervorragend und liebenswert, was zweifellos daran liegt, dass Einheimische hier nicht tätig sind. 90% der in Qatar lebenden sind Expats, im Servicebereich fast ausnahmslos Asiaten.
Kulturelles Highlight, das allein einen Stopover lohnt, ist das von I. M. Pei erschaffene „ Museum of Islam“. Architektonisch faszinierend, aussen wie innen. Die Gestaltung und Ausleuchtung der Ausstellungsräume ist einzigartig.
Doha ist Drehkreuz für Asien, Afrika, Australien und Neuseeland, wohin von dort der längste Nonstop Flug der Welt geht. Zur Einstimmung auf eine Weiterreise ist dies ein perfekter Stopover.
Text, Foto Thomas Siering