Zdenka Procházková Posthum in Berlin

Der Tod kommt manchmal ganz leise, und manche Menschen werden auf ihrem letzten Weg von Beifall begleitet. So war es auch in Berlin am Tag nach dem Tod der Schauspielerin Zdenka Procházková.

Am 26. August veranstaltete das tschechische Nonna-Café (https://www.facebook.com/nonnacafe.berlin/) in Berlin-Prenzlauer Berg eine Aufführung der Liebesdichtung Metamorphosen der Weiblichkeit, die von der tschechisch-österreichischen Schauspielerin Zdenka Procházková mitverfasst wurde, die ursprünglich die Hauptrolle in dem Stück spielen sollte. Doch erst eine Covid-Sperre, dann eine Lungenentzündung sorgten dafür, dass Jana Podlipná nach Berlin kam, um die Rolle der Ulla anstelle der charismatischen Zdenka Procházková zu spielen. Für die Begleitung sorgte der Gitarrenvirtuose Filip Moravec, und die Rolle des Dichters spielte der Schriftsteller Jiří Kostelecký.

Dieser feierliche Gedichtabend über die lange zurückliegende Liebe eines jungen tschechischen Dichters zu der schönen deutschen Schauspielerin Ulla in Berlin, der für Zdenka Procházková geschrieben wurde, wurde zu einer Art kosmischer Panychida, die den unmittelbaren Respekt für ihre meisterhaften schauspielerischen Fähigkeiten und ihre menschliche Bescheidenheit symbolisierte. Zdenka Procházková starb in der Nacht zum 26. August. Ironischerweise war das Posthum an diesem Abend dem Andenken an diese tschechische Schauspiellegende gewidmet, aber auch der Star des Wiener Burgtheaters und des Düsseldorfer Schauspielhauses. Umso feierlicher war dieser meditative Abend in der vollbesetzten Halle an der Mauer des romantischen Georgen-Parochial Friedhofs I, der heute auch als öffentlicher Park dient.

Das Café Nonna wurde von der tschechischen Architektin Anna Vohlídalová erbaut, die für diesen Abend die Räume ihres Cafés zur Verfügung stellte. Einen authentischeren Abschied von unserer irdischen Raumzeit hätte sich Zdenka Procházková nicht wünschen können. Der Autor Jiří Kostelecký erklärte gegenüber N&N: “Ich habe mit Zdenka kurz vor ihrem Tod in Prag gesprochen, sie verließ diese Welt versöhnt mit ihrem Übergang in die Ewigkeit, und vielleicht darf ich die kühne Behauptung wagen, dass wir uns am Tag nach ihrem Tod in Prag mit einer Poesie-Show in Berlin würdevoll von ihr verabschiedet haben.”

MartinCAPALphotography

Vor zwei Jahren taufte Zdenka Procházková gemeinsam mit Karl Ferdinand von Thurn und Taxis im Café Liberál Jiří Kosteleckys Buch Kap der Guten (Un-)Hoffnung. Foto: Lucie Frantová