🇨🇿 Tento článek si můžete přečíst i v češtině: České centrum v Berlíně uvádí kulturu v pohybu
Die Fragen nach dem Ursprung seines Nachnamens führten f zurück bis ins 13. Jahrhundert in das heutige Dänemark. Neuzeitliche Familienspuren fand er in Český Krumlov, wo einer seiner Vorfahren an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts Prälat gewesen sein soll. Und wie sieht es mit seinem Deutsch aus? Für die deutsche Sprache hat er erst während seiner Ausbildung am Bischöflichen Gymnasium in České Budějovice mit erweitertem Deutschunterricht Feuer gefangen. Damals beschloss er, an der Hochschule in Deutschland zu studieren.
Er ging 1999 nach Deutschland und begann sein Studium an der Universität Passau. „Ich hatte mehrere Beweggründe, in Deutschland zu studieren. Schon in der Schule habe ich mich sehr für Politik und gesellschaftliches Geschehen interessiert. Ich wollte wissen, warum Dinge so geschehen, wie sie geschehen. Außerdem fühlte ich mich durch die Auslandsaufenthalte in Österreich oder Frankreich grundsätzlich bestärkt. Sie boten mir eine gewisse Distanz, einen Blick von außen und die Möglichkeit zu vergleichen. Ein Auslandsstudium, vor allem, wenn man Zwanzig ist und alles um sich herum aufsaugt, ist etwas, das die eigene Identität grundlegend prägt“, sagt Rosenkranz und fügt hinzu, dass das Studium in Passau damals wohl sein größter Traum war: „Es war nicht gerade einfach, aber für diese Erfahrung bin ich bis heute dankbar. Es geht nicht so sehr darum, was ich in meinen Studienfächern – Politikwissenschaft, Psychologie und Soziologie – gelernt habe, sondern vielmehr darum, wie mich die Schule auf die Situationen vorbereitet hat, die ich später im Berufsleben erlebt habe.“ Einschließlich Schüleraustausch und Studium verbrachte er, von kleinen Unterbrechungen abgesehen, insgesamt sechzehn Jahre in Deutschland. „Ich halte das für einen großen Pluspunkt. Denn ich kann mich in beide Identitäten hineinversetzen und die Dinge mit dem nötigen Abstand sehen“, betont Jiří Rosenkranz.
In Český Krumlov
Nach Abschluss seines Studiums in Deutschland kehrte er als Public-Relations-Manager des Entwicklungsfonds von Český Krumlov an die Orte zurück, die ihm am Herzen lagen. „Ich hatte das Glück, nach dem Studium in Český Krumlov arbeiten zu können, einer Stadt, die Kultur und Tourismus in ihrer DNA hat“, bemerkt Rosenkranz. Seinen persönlichen Erfolg sieht er im engen Kontakt mit inspirierenden Menschen und Visionären, wie dem ersten postrevolutionären Bürgermeister von Český Krumlov, Jan Vondrouš, der ehemaligen stellvertretenden Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus, Jitka Zikmundová, und der Gründerin des Egon-Schiele-Kunstzentrums in Český Krumlov, Hana Jirmusová Lazarowitz.
Nachdem er Český Krumlov verlassen hatte, verband er sein berufliches Leben mit den Tschechischen Zentren. Zunächst in der Presseabteilung der Zentrale der Tschechischen Zentren, dann in der Institution CzechTourism in Berlin. „Ich sehe die Bereicherung darin, dass man praktisch immer wieder bei Null anfängt: Auf einem neuen Gebiet, mit neuen beruflichen, aber auch persönlichen Kontakten. Man muss sich ein Umfeld aufbauen, in das man sich nach und nach integriert. Natürlich ist da immer die Prager Zentrale, aber beruflich muss man selbst tätig werden. Man arbeitet nämlich in relativ kleinen Teams und bestimmt weitgehend selbst, wie das Land, das man vertritt, und auch man selbst in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden“, erklärt Rosenkranz und fügt hinzu, dass es eine Reihe von Fakten gibt, die diese Wahrnehmung beeinflussen. Umso wichtiger sei es, möglichst positive Themen zu finden, da es in den letzten Jahren viele negative oder eher kontroverse Themen gegeben habe.
Neues Engagement in Berlin
Das neueste Wirkungsfeld von Jiří Rosenkranz ist das bereits erwähnte Tschechische Zentrum in Berlin. „Als ich im April 2022 die Leitung dieser Berliner Institution von Tomáš Sachr übernahm, war ich davon überzeugt, dass die von meinem Vorgänger und meiner Vorgängerin eingeschlagene Strategie die richtige für das Tschechische Zentrum war. In den letzten zehn Jahren hat sich das Zentrum zu einer modernen und renommierten Kultureinrichtung in den Bereichen Literatur, Film, bildende Kunst, Design und Architektur entwickelt, die ein angesehener Partner für ein internationales Publikum ist. An dieser Überzeugung hat sich auch nichts geändert. Ich wollte diesen Weg fortsetzen, doch sechs Monate nach meinem Eintritt in das Zentrum kam völlig unerwartet die Nachricht, dass wir aus den Räumlichkeiten der Botschaft ausziehen würden. Wir hatten dort u. a. eine fast 300 m² große Ausstellungsgalerie und Räume für Veranstaltungen. Das gibt einem als Institution ein starkes Profil. Nichtsdestotrotz sind wir im Januar dieses Jahres aus der Botschaft ausgezogen“, erklärt der jetzige Leiter des Tschechischen Zentrums in Berlin.
Dank der Hilfsbereitschaft des Berliner Goethe-Instituts, das dem Tschechischen Zentrum großzügig angeboten hat, bei ihm einzuziehen, konnte relativ schnell eine neue attraktive Adresse für die Büros gefunden werden. „Ich betone bewusst Büroräume, weil wir durch den Umzug unsere eigenen Veranstaltungsräume verloren haben. Wir haben aber schnell gemerkt, dass diese Veränderung für uns eine Herausforderung ist und letztlich nichts Negatives bedeutet. Wir betrachten diesen Umstand als natürlichen Anreiz, uns für neue Formate der Zusammenarbeit und neue Partner zu öffnen“, erklärt Rosenkranz. Damit meint er nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands. Als Beispiel nennt er die neue Partnerschaft mit dem renommierten Bröhan-Museum in Charlottenburg, das CzechTourism als Partner für die Ausstellung „Hey Rup! Tschechische Avantgarde“ eingeladen hat. Die Ausstellung wurde Mitte Oktober eröffnet und wird bis März 2024 dauern, wobei das Tschechische Zentrum Berlin für das gesamte Begleitprogramm der Ausstellung zuständig ist.
Eine weitere neue Zusammenarbeit zur Monatswende September/Oktober läutete das Comicfestival in Hamburg ein, wo die tschechische Autorin Tereza Šiklová ihr aktuelles Comic-Werk vorstellte. „Natürlich haben uns nach dem Umzug einige unserer Stammgäste aus den Augen verloren. Aber wir führen unsere Veranstaltungen an einer Reihe neuer Orte durch und erreichen so ein neues Publikum. Außerdem haben wir begonnen, uns mehr auf die Organisation von Kuratoren-Reisen und Wohnaufenthalten zu fokussieren. Kurz gesagt, Networking wird für uns immer wichtiger“, fasst Jiří Rosenkranz, Leiter des Tschechischen Zentrums in Berlin, zusammen.
Dieser Artikel erschien in der fünfte Ausgabe des Printmagazins N&N Czech-German Bookmag